Vor Beginn der Sitzung der EU-Finanzminister hatte Deutschlands Vertreter Wolfgang Schäuble betont, dass jetzt “ein Paket zusammengebunden” werden müsse, “das uns der Notwendigkeit enthebt, alle paar Monate wieder reagieren zu müssen”. Neben kurzfristigen Maßnahmen seien auch Verbesserungen notwendig, wobei er auf die Bedeutung des Stabilitäts- und Wachstumspakets sowie die wirtschaftspolitische Koordinierung innerhalb der EU verwies. Dazu gehöre auch eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit. Dabei sollte die Abstimmung verbessert werden. Jedenfalls habe sich gezeigt, dass “finanzpolitische Solidität die beste Voraussetzung ist, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken”.
Frankreichs Finanzminister Christine Lagarde zeigte sich ebenfalls zurückhaltend. Wichtig sei ein umfassendes Gesamtpaket, die Arbeiten dazu müssten beschleunigt werden. Auf die Frage nach einer Ausweitung des Rettungsschirms EFSF von 440 Mrd. Euro im Rahmen des gesamten Schutzschirms von 750 Mrd. sagte Lagarde, dies sei eine zu enge Sicht. Es sollte nicht nur über den EFSF gesprochen worden, dieser sei Teil der Gesamtlösung.
Österreichs Finanzminister Josef Pröll (V) hatte vor Beginn der Sitzung betont, dass sich die Triple-A-Staaten im Zusammenhang mit dem Euro-Rettungsschirm “positionieren”, damit “in Zukunft ihre Stimme gehört wird. Nicht mehr und nicht weniger.” Tags zuvor hatten sich die sechs Mitglieder der Eurozone, die ein Triple-A-Staaten aufweisen, getroffen, um noch vor der Sitzung der Eurogruppe eine Abstimmung zu erreichen. Pröll erklärte, Finnland wollte wissen, wie die Lage rund um den Euro-Haftungsschirm aussehe. Neben Österreich und Finnland gehören Deutschland, Frankreich, Luxemburg und die Niederlande den sechs Triple-A-Ländern an. Pröll betonte Dienstag früh, “wir sind eine gemeinsame Eurozone und lassen uns auch nicht auseinander dividieren”. Was den Euro-Rettungsschirm betrifft, sollte die “Effizienz verbessert” werden, wobei Pröll lediglich hinzufügte, dass “wir alle Möglichkeiten in der Hand haben, durch verschiedene Maßnahmen verschiedene Optionen zu evaluieren und auszuwerten”.
Konkrete Maßnahmen nannte er keine. Es gehe darum, “das, was in Aussicht gestellt ist, auch zu realisieren”. Dass von den 440 Mrd. Euro im Rahmen des Rettungsschirms durch den EFSF de facto aufgrund der Sicherheiten nur 250 Mrd. verfügbar sind und man dies verbessern wolle, sei die Aufgabe der nächsten Wochen. “Wir sind jetzt auf dem Weg, ein Gesamtpaket zu schnüren”, so Pröll.
Der schwedische Finanzminister Anders Borg sprach sich gegen eine Ausweitung des Rettungsschirms aus. Er forderte mehr Haushaltsdisziplin der einzelnen Staaten. Darauf sei in letzter Zeit zu wenig Wert gelegt werden und zu viel sei über mehr Geld für den EFSF gesprochen worden, bemängelte er.
Bereits nach dem Treffen der Euro-Gruppe am späten Montagabend hatte deren Chef Jean-Claude Juncker erklärt, es müsse die Arbeit beschleunigt werden, um bald eine umfassende Antwort auf die Krise der gemeinsamen Währung zu geben. Ob diese umfassende Antwort bereits auf dem EU-Gipfel am 4. Februar vorliegen und diskutiert werden soll, ist noch unklar.
Um das Vertrauen der Märkte in die Finanzsysteme zu stärken, einigten sich die Minister auf die Durchführung einer neuen Runde von Banken-Stresstests. Diese werde im ersten Halbjahr erfolgen, sagte Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn. Weil die ersten öffentlichen Stresstests im vergangenen Juli nicht offen legten, dass viele irische Banken kurz vor dem Bankrott standen, sollten die Regeln bei der zweiten Runde verschärft werden, erklärte Rehn.