Es ist in jeder Hinsicht ein Knochenjob was den erhöhten Arbeitsanfall angeht genauso wie den Umgang mit typischen Sturzverletzungen: Unterschenkelbruch, Handgelenksfraktur, kaputter Fußknöchel. Ferdinand Lampert ist Gipser in der Unfallambulanz am LKH Bludenz.
In der Winterzeit herrscht natürlich immer Hochbetrieb im Gipszimmer des Spitals. Wer in den umliegenden Skigebieten so unglücklich zu Fall kommt, dass die Knochen brechen, der gerät nach ärztlicher Versorgung im Alpenstadtspital schlussendlich oftmals in seine großen Hände.
Großer Andrang
In der Skisaison sind es an vielen Tagen oft über 100 Patienten, sagts und schaut kurz zum Fenster hinaus: Schönes Winterwetter, harte Skipisten, schnelle Carvingskier da steigt die Zahl der verletzten Wintersportler. Ein Blick aus dem Gipszimmer auf den Flur genügt zur Bestätigung. Der Andrang ist groß, gleichsam wie auf der Strafbank sitzend wartet ein halbes Dutzend Verletzter wortlos auf Behandlung. Zwei andere werden indes schon ungeduldig. Wie lange dauert das denn noch?
Wie das seine Art ist, pariert Ferdinand Lampert die Situation mit einem milden Lächeln: Nur Geduld, alle kommen dran. In seinem 12-Stunden-Dienst heißt es gerade bei erhöhter Frequenz im Gipszimmer, die Ruhe zu bewahren. Da geht es nicht nur ums Knocheneinrichten es braucht auch viel menschliches Geschick und Gespür. Die Leute sind heute viel fordernder als früher, da sind eine gewisse Gefasst- und Gelassenheit wichtig.
Viel Erfahrung
Bald 40 Jahre ist er schon im Krankenhausjob, seit 35 Jahren versorgt er im Bludenzer Spital Knochenbrüche und legt sie in Gips, oder passt bei gröberen Verstauchungen und Prellungen Stützverbände an. Jeder Handgriff sitzt beim erfahrenen Gipspfleger, während er erzählt: Der konventionelle Weißgips wird heute weniger verwendet, stattdessen vielmehr Kunstharz-Gips. Wie von Zauberhand geht das, wenn der Routinier so einen Gipsverband binnen viereinhalb Minuten fertig hat.
Kleine und große Tricks hat der Spitalsgipser tatsächlich jede Menge drauf. Ist Ferdinand Lampert doch nebenher auch noch Zauberkünstler, einer, der im wahrsten Sinn des Wortes das Kaninchen aus dem Hut zaubert. Als Fernando tritt er seit über 30 Jahren bei internationalen Festivals genauso auf wie bei Kindergeburtstagen, Hochzeiten oder Betriebsfeiern. Die Menschen zum Staunen und zum Lachen zu bringen, das macht mir viel Freude. Doch der Präsident des Magischen Klub Vorarlberg, der auch ausgebildeter Tierdompteur und Pyrotechniker ist, gibt sich keiner Illusion hin, wenn er bekräftigt, dass in dem Metier viel Übung und höchste Konzentration erforderlich sind.
Wie viele Pistenopfer Ferdinand Lampert im Laufe seiner Berufsjahre schon eingegipst hat, weiß er nicht mehr, in guter Erinnerung ist ihm aber so manche Stammkundschaft. Wie etwa ein Wintersporturlauber aus Hessen. In jedem der vergangenen fünf Jahre ist der beim Skifahren arg gestürzt und lag entweder wegen einer erlittenen Arm- oder Beinfraktur bei uns auf dem Gipstisch. Heuer sicher nicht. Gipser Lampert schmunzelt: Er hat tatsächlich angerufen und gesagt, dass er aufs Skifahren verzichtet und diesmal seinen Winterurlaub lieber auf Mallorca verbringt.
ZUR PERSON
Ferdinand Lampert
Seit 35 Jahren am LKH Bludenz als Gipspfleger tätig
Geboren: 9. Mai 1954
Wohnort: Feldkirch
Familie: verheiratet, zwei Kinder, drei Enkelkinder