AA

Ein Urlaub, wo der Pfeffer wächst

Kreuzfahrt auf Borneos längstem Fluss und ein Besuch bei Nachfahren der Kopfjäger im Urwald-Langhaus.
Bilder

Malaysia ist ein Land der Kontraste. Ein buntes Völkergemisch hat es zu einer Perle Südostasiens gemacht, aber auch zu einer Nation auf dem Wege des Fortschritts. Es ist ein farbenfrohes, liebenswertes Land, das mit seiner Vielfalt an Natur und Traditionen jeden europäischen Besucher in seinen Bann zieht. Da ist einerseits die Hauptstadt Kuala Lumpur (Regierungssitz Putrajaya) mit ihren hochmodernen Gebäuden aus Stahl, Glas und Beton und den Petronas Twin Towers. Da ist andererseits das geschäftstüchtige, umtriebige Leben an der Westküste, der Touristentrubel auf der Badeinsel Langkawi, aber auch die Geruhsamkeit in den Gebirgsregionen und an der vom Islam geprägten Ostküste der Malaiischen Halbinsel. Und nicht zuletzt ist da auch die völlig andere Welt der Bundesstaaten Sarawak und Sabah auf der drittgrößten Insel der Erde, Borneo.

Auf dem Batang Rajang

Erkunden lässt sich Sarawak am besten vom Batang Rajang aus, dem mit über 500 Kilometern längsten Fluss Malaysias. Auf ihm verkehrt seit Sommer 2009 als einziges Kreuzfahrtschiff , angeboten auch vom Münchener Asienspezialisten Lotus-Travel, die RV „Orient Pandaw“. Sie ist ein komfortabler Nachbau aus der Irrawaddy-Flotte der Kolonialzeit für jeweils 60 Passagiere. Durch geringen Tiefgang sind sogar hautnahe Urwaldausfl üge in Nebenarmen des mächtigen Flusses möglich. Mehr als donaubreit gleiten die braunen Fluten des Batang Rajang träge dahin. Anfangs bis hinter Sibu tauglich auch für Hochseeschiff e, werden flussaufwärts die sehenswerten Stromschnellen Pelagus Rapids mit ihren Felsriffen und Sandbänken dann nur noch von Holzfällerflößen und von mit Stahlplatten verstärkten Booten überwunden.

Der Strom, dicht gesäumt von mitunter undurchdringlichem Dschungel, ist die Lebensader Borneos: Auf ihm werden Tropenholz und Kautschuk, Maschinen und Autos, Baumaterial, Obst und Gewürze transportiert. Auf Express- oder Langbooten sind die Einheimischen unterwegs zum nächsten Markt und die Schulkinder zur Urwaldschule.

Der „Weiße Raja von Sarawak“

Am dritten Kreuzfahrt-Tag erreicht die „Orient Pandaw“ den 13.000 Seelen-Ort Kapit – Verwaltungssitz und Endpunkt der Zivilisation am Rande des Regenwaldes. Erschlossen wurde er einst vom Engländer James Brooke, dem selbsternannten „Weißen Raja von Sarawak“. Keine direkte Straßenverbindung gibt es hier bisher zum Rest der Welt. Alles Lebensnotwendige wird nach wie vor per Schiff nach Kapit befördert. Dafür aber entfällt auf jeden achten Einwohner ein privater Pkw – nur nutzbar im bescheidenen Umkreis von 30 Kilometern. Holzreichtum und Kautschuk haben für einige Ortsansässige Wohlstand gebracht.

Exkursion zum Iban-Langhaus

Eine Exkursion der besonderen Art steht im Programm – der Besuch eines Iban-Langhauses. An einem kleinen Flüsschen, umgeben vom immergrünen Tropenwald, zieht sich auf hohen Pfählen der lang gestreckte, mit Wellblechplatten und Palmwedeln bedeckte Holzbau dahin – früher in seiner Art hervorragend geeignet für die Verteidigung rundum. In der überdachten, mehr als 150 Meter langen Gemeinschaftsveranda, unter der Haustiere gehalten werden und von der rückseitig die privaten Wohnräume abgehen, empfängt der 57-jährige Jarok, Chef der 300-köpfi gen Großfamilie, die Fremden mit Begrüßungsritual und Reiswein.
Mitgebrachte Geschenke, die zum täglichen Leben beitragen, werden überreicht. Dann zeigen junge Leute traditionelle Tänze. In diesem gemeinschaftlichen Raum, der auch für Feste und Beratungen bereit steht, sitzen Frauen beim Weben, andere mahlen Reis; Männer fl icken Fischernetze; Hunde und Katzen – bei den Iban gern gesehen – fangen Sonnenstrahlen ein. Vor dem hölzernen Bauwerk auf einer Terrasse wird weißer und schwarzer Pfeff er sortiert, getrocknet und abgepackt, eine der Haupteinnahmequellen der Iban und in aller Welt begehrtes Exportprodukt Borneos.

Beton-Stelzenbauweise

Zurück in Kapit ist dann auch die moderne Form des Langhaus- Lebens zu beobachten. Unter der in Beton-Stelzenbauweise noch immer lang gestreckten Veranda sind anstelle von Haustieren nun Autos und Motorräder untergebracht. Separate Auf- und Eingänge, ähnlich wie bei Reihenhäusern, führen in Wohnungen mit Klimaanlage und Badezimmer. Der Gemeinschaftsraum der Großfamilie wurde in der Stadt zur Vergangenheit. Geblieben jedoch ist die gegenseitige Hilfe und Unterstützung der Iban – wie in alten Zeiten.

Markttreiben

An bunten Marktständen verkaufen Iban, die ursprünglichen Besiedler Sarawaks, einheimische Früchte, Bergreis, Pfeff er und Mais. Souvenirs oder gar Postkarten sucht der Besucher vergebens, denn nur etwa 250 ausländische Rucksackreisende plus 150 „Pandaw“- Passagiere sind monatlich an den Ufern des Batang Rajang unterwegs – Tourismus noch in den Kinderschuhen. Doch wird der neugierige Europäer an jeder Straßenecke freundlich gegrüßt und nach dem Woher und Wohin befragt.

Einstmals gefürchtete Kopfjäger

Versteckt an einem Pfosten des Langhauses baumeln altersschwache, ausgetrocknete Schädel, denn die Großväter der heutigen Bewohner waren noch gefürchtete Kopfj äger. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte die Kopfj agd endgültig der Vergangenheit an.

Japaner letzte Opfer

Japaner der damaligen Besatzungsmacht, so Häuptling Jarok, waren wohl die letzten Opfer. Mit dem Blasrohr aber wissen die Iban noch heute bestens umzugehen.

Wechselvolle Geschichte auf der Insel Borneo

Sarawak befindet sich am Südchinesischen Meer auf der Insel Borneo – Hauptstadt ist Kuching. Es wurde einst vom Sultanat Brunei beansprucht, ehe es Mitte des 19. Jahrhunderts als persönliches Lehen an die britische Familie Brooke übertragen wurde. Nach der japanischen Invasion war es erst britische Kolonie, ehe es 1963 Teil des neu gegründeten Malaysia wurde.

452 Meter hoch sind die Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, und zählen somit zu den höchsten Bauwerken der Welt. Von 1998 bis zur Fertigstellung des Taipei 101 im Jahr 2004 (508 Meter) galten die Türme mit der markanten Brücke wegen ihrer strukturellen Höhe als die höchsten Gebäude der Welt.

Sarawak ist das „Land der Nashornvögel“

Sarawak ist der flächenmäßig größte Bundesstaat Malaysias. Bekannt ist er als Bumi Kenyalang („Land der Nashornvögel“), der Rhinozerosvogel ist auch Wappentier des Staates. Er spielt in der animistischen Religion einiger Volksgruppen Sarawaks eine große Rolle. Topografisch gibt es die Küstenregion, das bergige Landesinnere und ein hügeliges Gebiet dazwischen.

REISEINFO

Anreise: Über die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur – da es keine direkte interkontinentale Flugverbindung von Europa nach Borneo gibt, muss jeder Reisende in Asien umsteigen.

Einreise: Bei einem Aufenthalt bis zu 90 Tagen wird kein Visum benötigt – der Reisepass muss noch sechs Monate gültig sein. Ein Nachweis der Rück- oder Weitereisepapiere und ausreichend Geldmittel für die Dauer des Aufenthaltes sind erforderlich.

Sprache: Landessprache ist Malaiisch, die erste Fremdsprache Englisch.

Saison: Tropisches, vom Monsun abhängiges Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit (80–100 %). Beste Reisezeit für die Ostküste/ Borneo ist von Februar bis Mitte November – die Regenzeit dauert von Ende November bis Jänner.

Gesundheit: Derzeit sind keine Impfungen vorgeschrieben – eine Malaria- Prophylaxe wird empfohlen.

Weitere Infos: Neben anderen Veranstaltern bietet der Asienspezialist Lotus Travel Service die neuntägige Batang Rajang-Kreuzfahrt „Sanftes Abenteuer auf dem Fluss“ an. Preis in der Doppelkabine pro Person 2248 Euro (ohne Flug). Eingeschlossen sind Vollpension sowie alle Besichtigungen und Transfers vor Ort. Die Reisen starten jeweils am 1., 10. und 20. des Monats (nur 20. Dezember). Ein anschließender Strandurlaub am Damai Beach ist möglich. Auskünfte : Lotus Travel Service, Baaderstr. 3, D-80469 München; Tel. + 49 89 20208990, E-Mail: info@lotus-travel.com; www.lotus-travel.com.

Reiseliteratur: Stefan Loose Travel Handbuch „Malaysia, Brunei und Singapur“, 25,70 Euro; Reise Know-how „Malaysia mit Singapur und Brunei“, 23,20 Euro; Nelles Guide „Malaysia. Singapur.Brunei“, 13,30 Euro; Nelles- Landkarte „Malaysia-Brunei“, 9,20 Euro.

 

  • VIENNA.AT
  • Urlaubsziel der Woche
  • Ein Urlaub, wo der Pfeffer wächst
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen