Der bisherige französische Verteidigungsminister Alain Juppe ist zum neuen Außenminister des Landes ernannt worden. Staatschef Nicolas Sarkozy betraute den 65-Jährigen am Sonntagabend mit der Leitung des Außenamtes, nachdem die bisherige Außenministerin Michele Alliot-Marie wegen ihrer umstrittenen Kontakte zum Umfeld des gestürzten tunesischen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali zurückgetreten war. Zum Nachfolger Juppes an der Spitze des Verteidigungsministeriums wurde der UMP-Politiker Gérard Longuet bestimmt.
Im Zuge der Kabinettsumbildung wurde auch der Posten des Innenministers neu besetzt. Der Staatschef nominierte seinen Berater Claude Gueant für die Leitung des Innenministeriums, dem bisher Brice Hortefeux vorstand. Juppe war bereits von 1993 bis 1995 Außenminister. Im Dezember 2004 war er wegen Untreue zu 14 Monaten Haft auf Bewährung sowie einem Jahr Unwählbarkeit verurteilt worden.
Alliot-Marie wurde ihr umstrittener Urlaub in Tunesien zum Verhängnis. Ihr wurde vorgeworfen, in ihrem Weihnachtsurlaub den Privatjet eines Vertrauten des tunesischen Staatschefs Ben Ali genutzt zu haben. Auch, dass sie nach Weihnachten ausgerechnet nach Tunesien reiste, wo die Proteste gegen den Präsidenten bereits in vollem Gange waren, stieß auf Kritik. Ebenfalls heftig kritisiert wurde der Umstand, dass sie Ben Ali das Know-how der französischen Sicherheitskräfte bei der Bekämpfung der Proteste anbot.
Sarkozys neuer starker Mann: Alain Juppe
Der neue starke Mann in der Regierungsmannschaft des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy heißt Alain Juppe. Der 65-jährige Ex-Premierminister und einstige Kronprinz von Altpräsident Jacques Chirac wird der neue französische Außenminister. Es ist ein Amt, das er von 1993 bis 1995 schon einmal ausgeübt und mit Bravour geleitet hatte.
Juppe kennt die Höhen und Tiefen des politischen Geschäfts: 2004 hatte er die politische Szene verlassen müssen, nachdem er im Zusammenhang mit einer Parteispendenaffäre verurteilt worden war. Nach einem Jahr Auszeit als Professor an einer Verwaltungshochschule im kanadischen Montreal war er 2007 wieder zurück; Präsident Sarkozy ernannte ihn zum Umweltminister. Einen Monat später musste Juppe wieder gehen, weil er bei den Parlamentswahlen kein Mandat bekam.
Ende vergangenen Jahres berief Sarkozy den am 15. August 1954 im südwestfranzösischen Mont-de-Marsan geborenen Bürgermeister von Bordeaux dann als Verteidigungsminister erneut in sein Kabinett. Juppe, der wie viele seiner Kabinettskollegen Absolvent der Elite-Hochschule ENA ist, war bereits Außenminister in der Regierung von Premierminister Edouard Balladur; dessen Amt übernahm er dann selbst 1995 nach der Wahl von Jacques Chirac zum Präsidenten. Als Premierminister hatte er mit seinen ehrgeizigen Reformplänen hartnäckigen Widerstand in der Bevölkerung und wochenlange Streiks ausgelöst.
Juppe ist als Außenminister die neue Nummer zwei in der französischen Regierung und gilt als enger Vertrauter von Präsident Sarkozy. (
APA)