Endlich ist es soweit: Die Frau, mit der Sie seit Wochen chatten und die sich auch am Telefon so vielversprechend anhört, hat einem Date zugestimmt. Sie haben das Gefühl, als würden Sie sie schon längere Zeit näher kennen – über so vieles haben Sie sich schon ausgetauscht! Jetzt wollen Sie prüfen, ob die Realität der virtuellen Verliebtheit standhält.
Und mit einem Mal fühlen Sie sich doch wieder so nervös, wie vor Ihrer allerersten Verabredung überhaupt. Trösten Sie sich – der Frau wird es nicht anders gehen. Dass sie einem Treffen zugestimmt hat, ist schon einmal ein gutes Zeichen. Auch sie ist an Ihnen interessiert.
Regel Nummer Null in allen Fällen: Nur nicht verkrampfen. Den Rest verraten Regel eins bis zehn.
1. Vorbereitung: Die Kleidung – Bloß nicht zu dick auftragen!
Ebensowenig, wie Sie auf total überschminkte und aufgestylte Frauen stehen, finden es Frauen prickelnd, wenn Sie zu Ihrer vor Gel brettharten David Beckam-Frisur im maßgeschneiderten Anzug aufkreuzen. Sie wollen – klassischerweise – etwas essen oder trinken gehen, nicht heiraten!
Abtörnend werden von den meisten Frauen auch Cowboystiefel empfunden – lieber zu Hause lassen, bis Sie sich sicher sind, dass Ihr Date begeisterter Rodeo-Fan ist. Dasselbe gilt für Holzfällerhemden oder den Ganzkörperjeans-Look (Jeanshemd plus Hose). Über Handytaschen am Gürtel, Schnauzbärte und den Klassiker – weiße Socken zu dunklen Schuhen – müssen wir hier wohl keine Worte verlieren.
Das gilt auch für zu kurze Socken, die beim Beineübereinanderschlagen ein Stück behaarte Wade entblößen. Falls Sie jetzt endgültig verwirrt sind: Orientieren Sie sich daran, was man im Job als “Business Casual” Casual elegance, Smart casual oder Tenue sport chic) bezeichnet – gehobenen Freizeitlook in einem angemessenen Rahmen: Stilvolle Polohemden, feine Strickpullover oder -jacken, dazu Baumwoll- oder Cordhosen.
Wenn Sie sich in einem weniger teuren Restaurant, einer Kneipe oder Bar verabredet haben, ist auch – im Gegensatz zum Business – gegen gut sitzende, top gepflegte Jeans nichts einzuwenden. Auch ein einfarbiger Rollkragenpulli kommt in den meisten Fällen gut an. Als Jacke hat sich ein eleganter Trench bewährt.
2. Pünktlichkeit - Nicht zu spät, aber auch nicht zu früh
Klingt doof und spießig, ist aber ein Essential – und das hoffentlich nicht nur beim ersten Date. Wer jemanden stundenlang in der Kälte stehen, allein im Café sitzen oder in der Wohnung wartend Däumchen drehen lässt, sammelt keine Sympathiepunkte.
Eine verabredete Uhrzeit ist, zumindest hierzulande, keine unverbindliche Absichtserklärung. Hier gilt der alte Spruch: Der Umgang mit der Zeit des anderen hat etwas mit Respekt zu tun.
Übrigens heißt Respekt hier auch: Wenn Sie in der Wohnung Ihrer Herzdame verabredet sind oder sie zum Dinner abholen – mehr als zwei Minuten zu früh geht auch nicht. Früher stören Sie höchstwahrscheinlich bei wichtigen Vorbereitungen. Wer bei einem Privatbesuch zu früh erscheint, der ist auch unpünktlich.
3. Ausstrahlung schlägt Aussehen - Ganz natürlich bleiben
Selbst, wenn Sie nicht so aussehen wie der verschollene Bruder von Johnny Depp, heißt das noch lange nicht, dass Sie keine Chance auf einen positiven ersten Eindruck haben. Denn Aussehen wird immer noch getoppt von Ausstrahlung. Wer mit einer offenen Körperhaltung und einem einnehmenden Lächeln auf den anderen zugeht, sammelt Pluspunkte.
Fallen Sie zur Begrüßung nicht gleich mit einer Umarmung über Ihr Date her, geben Sie besser die Hand und stellen sich vor. “Hi, ich bin Thomas. So sehe ich also in echt aus”, reicht völlig.
Auch sollten Sie nicht mit einer roten Rose oder ähnlich Symbolbeladenem warten. Ob Sie ein witziges Gimmick, das sich beispielsweise auf ihren Online-Nick bezieht, mitbringen möchten, ist Ihnen überlassen.
4. Begrüßung - Smalltalk als Einstieg geeignet
Der erste Handschlag und, wenn nötig, die gegenseitige Vorstellung, ist nun vollbracht. Und jetzt? Nach der ersten Begrüßung tut sich oft und gern ein kleines Verlegenheitsloch auf. Das ist nicht schlimm.
Schlimmer wäre, wenn Sie jetzt einfach wild drauflos plappern, um das Schweigen zu brechen. Schlauer: Legen Sie sich einen oder zwei Sätze zurecht, die Sie jetzt anbringen können. Das kann eine Bemerkung über die Anfahrt sein, ein Kommentar zum Wetter – kurz: alles, was sich zum guten alten Smalltalk eignet.
Hier geht es weniger um das Austauschen relevanter Infos, sondern vielmehr darum, Ihrem Date und Ihnen eine angenehme Atmosphäre zu schaffen und die Wartezeit (zum Beispiel Fußweg zum Restaurant, in dem Sie hoffentlich reserviert haben) zu verkürzen. Im Idealfall ergibt sich aus diesen einleitenden Bemerkungen ein angeregtes Gespräch.
5. Vermeiden von provokanten Themen – Harmonie herstellen ist wichtig
Sind Sie erst einmal mitten im Gespräch, erliegen Sie nicht der Versuchung, ausgiebig von Ihrem Job zu schwafeln oder Ihre Ex-Freundin schlechtzumachen.
Ebensowenig tut eine Aufzählung der positiven Eigenschaften Ihrer Ex gut. Anekdoten aus Ihrem Zusammenleben besser in der Ich-Form wiedergeben (“Als ICH letzten Sommer in Portugal im Urlaub war…”).
Ihre politischen Überzeugungen tun beim ersten Kennenlernen wenig zur Sache, ebenso wie Ihre religiösen Ansichten. Ausnahme: Sie haben sich in einem entsprechenden Forum kennengelernt. Heiße Diskussionen können Sie später noch führen. Das erste Date soll Harmonie herstellen.
Auch Krankheiten und überhaupt unangenehme körperliche Befindlichkeiten sollten hier kein Thema sein. Generell gilt: Nicht jammern. Sind Sie zum Beispiel gerade ohne Job, dann sind Sie eben gerade ohne Job, arbeiten aber daran, wieder etwas zu finden oder qualifizieren sich weiter.
Ihr Date will nicht hören, wie die alten Kollegen Sie aus dem Job gemobbt haben, Sie sich danach erst mal wegen psychischer Probleme krank schreiben lassen mussten, Ihre Ex-Frau Ihnen dann Ihre ganze Kohle genommen hat und überhaupt nur die anderen, Ihre Erziehung und das System Schuld an Ihrer aktuellen Misere sind.
6. Tischmanieren - Die Basics sollte man beherrschen
Tischmanieren sollten – wie auch Pünktlichkeit – eigentlich selbstverständlich sein. Sind Sie aber oftmals nicht. Es geht hier nicht darum, dass Sie die Gläserreihenfolge eines 7-gängigen Menüs schlafwandlerisch zu handhaben wissen, schließlich wird das erste Date aller Wahrscheinlichkeit nach keine Einladung beim Galadinner sein.
Nein, es geht um die Basics: Sprechen Sie nicht mit vollem Mund, auch wenn Sie viel zu erzählen haben. Schließen Sie den Mund zum Kauen. Schmatzen und schlürfen Sie nicht. Die Serviette gehört nicht in den Hemdkragen. Gläser werden am Stil angefasst. Und so weiter. Einen kleinen Crashkurs zur Auffrischung finden Sie jederzeit bei Sankt Google.
7. Ein Wort zum Alkoholkonsum - Mut antrinken kommt nicht gut
Gehört ja auch im weitesten Sinne zu den Tischmanieren. Vielleicht glauben Sie ja, Alkohol hilft gegen Ihre Nervosität, macht Sie witziger und schlagfertiger.
Leider passiert es im Eifer des Gefechts dann aber nur allzuoft, dass Sie die Grenze zwischen “ein bis zwei Gläsern Wein” und “sturzbetrunken” überschreiten.
Dagegen hilft (vorher): Trinken Sie nach jedem alkoholischen Getränk ein oder zwei Gläser Wasser. Damit sollten Sie sich über den Abend retten können. Ist es bereits zu spät und Sie bemerken Ihren Schwips erst, nachdem er schon da ist, gilt: Sofort aufhören zu trinken.
Vielleicht finden Sie sich gerade hoch originell, dabei lallen Sie nur peinliche Dinge. Und plaudern dazu noch viel zu viel aus. Eleganter ist es, darauf hinzuweisen, dass Sie so fasziniert von Ihrem Gespräch waren, dass Sie gar nicht auf Ihren Alkoholkonsum geachtet haben.
Dafür entschuldigen Sie sich (ohne in ehrenrührige Beteuerungen à la: “Sonst trinke ich nie zuviel” zu verfallen) und rufen sich ein Taxi. Am nächsten Tag ist dann eine Entschuldigung fällig.
8. Gehen, wenn’s am schönsten ist - Bleiben Sie interessant
Auch ohne, dass Sie das Date wegen übermäßigen Alkoholkonsums frühzeitig abbrechen müssen, sollten Sie es nicht bis Küchenschluss ausreizen. Klar, Sie verstehen sich blendend. Und Sie haben sich noch unheimlich viel zu erzählen.
Gerade erst sind Sie mit Ihren Kindheitsanekdoten bei der fünften Klasse angelangt. Sie würden am liebsten den ganzen Abend, die ganze Nacht und auch noch den nächsten Morgen bei ihr bleiben. Toll! Das ist genau der richtige Moment, um zu gehen.
IHR wird es genau so schwer fallen wie Ihnen, und Sie können sich schon auf’s nächste Date freuen. Üben Sie einen charmanten, aber bestimmten Abgang, und wenn es ein “Tut mir wahnsinnig leid, aber ich muss morgen früh raus” ist. Nicht zuletzt bleiben Sie so interessant.
9. Nach Hause bringen - Heimbringen, aber nicht mit nach Hause gehen
Abgang war jetzt natürlich nicht in dem Sinne zu verstehen, dass Sie Ihr Date schnöde sitzen lassen. Sondern im Sinne von “sanft zum Aufbruch drängen”.
Natürlich können Sie mit ihr noch ein Stück spazieren, beispielsweise, um sie zum Bus zu gehen (Sie warten, bis sie wohlbehalten im Bus sitzt und lassen sie nicht mutterseelenallein an der Haltestelle stehen). Bei ersten Date müssen Sie nicht mit ihr Bus fahren, nur um dann wieder in die andere Richtung zu gondeln.
Anders sieht es aus, wenn Sie mit dem Auto gekommen sind. Es spricht nichts dagegen, sie nach Hause zu fahren. Und wenn Sie sie abgeholt haben, ist es sogar zwingend erforderlich, dass Sie sie auch wieder heimbringen. Und: Heimbringen heißt nicht mit nach oben kommen.
10. Zu mir oder zu dir? - Kein Mann für eine Nacht
Auch wenn Sie jetzt noch so gern würden – verzichten Sie darauf, auf einen “Kaffee” noch mit ihr nach oben zu gehen – selbst, wenn Sie sie einlädt.
Was auch immer jetzt noch passieren könnte, es hat das Potenzial, den schönen Abschluss des Abends zu zerstören. Spätestens am nächsten Morgen. Insofern fällt dieser Punkt kurz aus: Sie sind kein Mann für eine Nacht. Und das gilt es klarzustellen.
(Quelle: http://www.zehn.de)