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Ärger über Aussagen zur Judenverfolgung

Aussagen des ungarischen Botschafters in Wien über die Judenverfolgung in Ungarn sorgen für Aufsehen. Journalistin wirft ihm "unerträgliches Maß an Zynismus" vor.

In der Kontroverse um die Entlassung des Leiters des Budapester Holocaust-Zentrums, László Harsányi, hat der ungarische Botschafter in Wien, Vince Szalay-Bobrovniczky, heftige Kritik auf sich gezogen. Die Journalistin Marta S. Halpert wirft dem Diplomaten ein “unerträgliches Maß an Zynismus” vor, wenn er behaupte, dass die Verfolgung der Juden in Ungarn erst mit der deutschen Besetzung im März 1944 begonnen habe. Der Botschafter liefere damit den Beweis für den Versuch der derzeitigen ungarischen Regierung, die schrecklichen Verbrechen während der Shoah zu verharmlosen, schreibt die Korrespondentin des deutschen Wochenmagazins “Focus” und Vertreterin der Anti-Defamation League (ADL) in Wien am Montag im “Standard”.

Bereits vor Beginn des Zweiten Weltkriegs habe die ungarische Regierung unter Reichsverweser Miklós Horthy antisemitische Gesetze erlassen. Auf das Konto der Pfeilkreuzler gehe die willkürliche Erschießung hunderter Juden am Budapester Donauufer. 18.000 Juden – polnische und ukrainische Flüchtlinge sowie viele Ungarn mit ungeklärter Staatsbürgerschaft – seien bereits im Juli/August 1941 auf alleinige Initiative der ungarischen Behörden nach Kamenyec-Podolsk in die besetzte Ukraine deportiert und dort von deutschen SS-Einheiten und ukrainischen Helfern ermordet worden, schreibt Marta Halpert.

“Beschämend” findet Halpert, “wie der Botschafter seiner heutigen Regierung Folgendes gutschreibt: Dass die jüdische Gemeinde von Budapest ‘glücklicherweise’ (sic!) eine der größten heute in Europa sei, weil die Großzahl überlebt habe. Meine Eltern überlebten – im Unterschied zu meinen Großeltern und anderen Verwandten – nur Dank des rechtzeitigen Einmarsches der Roten Armee”.

In einem vergangene Woche vom “Standard” veröffentlichten Leserbrief hatte Szalay-Bobrovniczky betont, dass es in Ungarn “keine neue Geschichtsdeutung” gebe. “Diejenigen, die Ungarn, Nachbarland und Freund Österreichs, als eine Bananenrepublik vom Schlag autoritärer Systeme darstellen und dadurch ein angespanntes Klima zwischen Budapest und Wien erzeugen wollen, müssen das mit ihrem eigenen Gewissen ausmachen”, schrieb der Botschafter.

(Quelle: APA)

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