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Mladic lehnt Verlesung der Anklage ab

"Ich will nicht, dass die Anklage verlesen wird, kein einziger Buchstabe, kein einziger Satz", sagte Ratko Mladic vor dem UNO-Tribunal.
Mladic in Den Haag
Mladic ausgeliefert

Der einstige Militärchef der bosnischen Serben Ratko Mladic hat am Freitag vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien sein Recht auf die Verlesung der vollständigen Anklage bei seinem ersten Auftritt vor dem Gericht abgelehnt. “Ich will nicht, dass die Anklage verlesen wird, kein einziger Buchstabe, kein einziger Satz”, erklärte Mladic.

Die in elf Anklagepunkten auf 36 Seiten formulierte Anklage war dem einstigen Militärchef der bosnischen Serben bei seiner Ankunft in Den Haag am Mittwochabend zugestellt worden. In Belgrad hatte es Mladic zuvor abgelehnt, die Anklage entgegenzunehmen.

Mladic will sich bei seinem ersten Auftritt vor seinen Richtern nicht zur Anklage äußern. Das kündigte sein Anwalt Milos Saljic gegenüber der Belgrader Zeitung “Press” (Freitag) an. Er werde stattdessen einen Aufschub des Prozessbeginns um 30 Tage verlangen, um seine Verteidigung vorzubereiten und sein Advokatenteam zusammenzustellen. Anwalt Aleksandar Aleksic, der schon zwei andere serbische Angeklagte vertreten hatte, werde Mladic nur bei seinem ersten Erscheinen vor Gericht beistehen.

Mladic “habe nur sein Volk geschützt”

Während die serbische Regierung nichts für die Kosten der Verteidigung von Mladic zahlen will, hat die Regierung der Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina 50.000 Euro Soforthilfe bereitgestellt, berichteten die Medien am Freitag in Banja Luka. Mladic-Sohn Darko berichtete, seinem Vater gehe es gut im Tribunalsgefängnis in Scheveningen. Er werde im Prozess beweisen, dass er unschuldig sei und nur “sein Volk geschützt” habe. Der frühere Militärchef der bosnischen Serben im Bürgerkrieg (1992-15) ist der schwersten Kriegsverbrechen seit 1945 in Europa angeklagt.

Mladic: Doch kein Krebs?

Unterdessen musste der Anwalt der Familie Mladic, Milos Saljic, frühere Aussagen über einen Spitalsaufenthalt von Mladic vor zwei Jahren relativieren. Es könnte sein, dass die entsprechenden Unterlagen gefälscht worden seien, sagte er am Donnerstag. Saljic hatte einer Zeitung gegenüber gesagt, dass Mladic an Krebs erkrankt sei und in einem staatlichen Krankenhaus behandelt worden sei. Verteidigungsminister Dragan Sutanovac schloss daraufhin kategorisch aus, dass Mladic im Frühjahr 2009 im Belgrader Militärkrankenhaus behandelt worden war. Der stellvertretende Sonderstaatsanwalt für Kriegsverbrechen Bruno Vekaric erklärte andererseits, dass die Ärzte, die Mladic nach seiner Festnahme in Belgrad untersucht hatten, keine Krebserkrankung diagnostiziert hätten.

Laut dem Befund der Belgrader Ärzte leidet Mladic an mehreren chronischen Erkrankungen sowie Folgen eines Gehirnschlages im Jahre 2008.

(Quelle: APA)

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