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9 Fakten zur dunklen Seite der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien

Das Maracanã-Stadion in Rio bietet über 76.800 Menschen Platz.
Das Maracanã-Stadion in Rio bietet über 76.800 Menschen Platz. ©AP
In 50 Tagen beginnt in Brasilien die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft. Survival International macht zu diesem Anlass mit der Kampagne "Brasiliens dunkle Seite" auf die Menschenrechtslage indigener Völker aufmerksam und enthüllt kaum bekannte Fakten über die indigene Bevölkerung Brasiliens rund um die Fußball-WM.

Während sich Brasilien als vielstimmige Demokratie präsentiert, die eine Weltmeisterschaft “für jeden” ausrichtet, planen Regierung und Landbesitzer Gesetzesänderungen, die die Rechte von Brasiliens indigenen Völkern dramatisch beschneiden könnten.

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AP ©Im März 2013 raucht ein Indio seine Pfeife in einem besetzten Museum. Es soll in ein Einkaufszentrum umgebaut werden. Foto: AP

1. Brasiliens indigene Bevölkerung fiel von fast 10 Millionen bei Ankunft der Europäer im Jahr 1500 auf nur noch 100.000 in den 1950er Jahren. Manche der Völker, die überlebt haben, zählen heute weniger Angehörige als die 11 Personen in einer Fußballmannschaft.

Die Awa lebten für Generationen abseits jeglicher Zivilisation.
Die Awa lebten für Generationen abseits jeglicher Zivilisation. ©Die Awa-Indianer lebten für Generationen jenseits jeglicher Zivilisation im Regenwald. Foto: DAPD

2. Das kleinste Stadion in Curitiba würde mit seinen 41.456 Plätzen ausreichend Platz für das größte Amazonas-Volk – die Tikuna, 40.000 Personen – bieten. Im größten Stadion, das Maracanã in Rio, gibt es 76.804 Plätze; das ist deutlich mehr als Brasiliens größtes indigenes Volk – die Guarani, 51.000 Personen.

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AP ©“Der Tempel des Fussballs” – das Maracanã-Stadion – bei seiner feierlichen Wiedereröffnung im April 2013. Foto: AP

3. In den Bundesstaaten, in denen sich die Stadien befinden, spielen sich einige der akutesten Landkonflikte ab. Die Xetá im Bundesstaat Paraná zum Beispiel wurden in den 1950er Jahren fast ausgelöscht, nachdem ihr Land gestohlen wurde; 1999 gab es nur noch acht Überlebende.

Ein Indianer demonstriert gegen die Vertreibung anderer indigener Stämmen.
Ein Indianer demonstriert gegen die Vertreibung anderer indigener Stämmen. ©Ein Indianer demonstriert im Oktober 2012 gegen die Vertreibung indigener Stämmen. Foto: DAPD

4. Sechs Stunden vom Stadion in Salvador entfernt, leben die Tupinambá. Sie erleben zur Zeit Übergriffe durch die Polizei, die in ihre Dörfer einfällt, um sie zu vertreiben. Dort sollen sich Viehzuchtfarmen niederlassen.

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AP ©Im Dezember 2013 sucht ein Indio Schutz in einem Baum bei der Räumung eines Museums für indigene Kulturen. Foto: AP

5. Die FIFA nennt Deutsch und Italienisch als Beispiele für die vielfältigen Sprachen Brasiliens. Dass die Mehrheit der über 200 in Brasilien gesprochenen Sprachen indigener Herkunft ist, findet keine Erwähnung.

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AP ©Angehörige verschiedener indigener Stämme demonstrieren gegen die Begrenzung ihres Territoriums im April 2013. Foto: AP

6. Die Sicherheitsmaßnahmen zur Fußball-WM kosten 791 Millionen US-Dollar, was etwa dem zehnfachen des Jahresbudgets der brasilianischen Indianerschutzbehörde (FUNAI) entspricht.

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AP ©Menschen demonstrieren  gegen die Verwendung ihrer Steuergeldern für Sportevents, anstatt für öffentliche Dienste. Foto: AP

7. Das Stadion in der Stadt Manaus wurde im Stil eines indigenen Korbes errichtet. Manaus boomte im 19. Jahrhundert als Zentrum des Kautschukzapfens, als Hunderttausende Indigene versklavt wurden, um Kautschuk für die internationale Autoreifen-Produktion zu gewinnen.

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EPA ©Bei einem tragischen Unfall im Dezember 2013 kam ein Arbeiter beim Bau des Manaus-Stadions ums Leben. Foto: EPA

8. Der WM-Sponsor Coca-Cola wirbt mit Indianern, ist aber in ein Landkonflikt mit den Guarani verwickelt: Das Unternehmen bezieht Zucker vom Lebensmittelkonzern Bunge, der Zuckerrohr auf Land anbaut, das den Guarani gestohlen wurde.

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APA ©Aufgrund der starken Nachfrage nach Zuckerrohr wurden weite Teile Nordostbrasiliens gerodet. Foto: APA

9. Linda Poppe, Koordinatorin von Survival Deutschland, sagt: “Die Fußball-WM wird Brasiliens indigenen Völkern nichts bringen. Regierung, FIFA und Sponsoren schreiben sie regelrecht aus Brasiliens Geschichte heraus oder wischen den Kampf um ihre Rechte beiseite. Wenn sich für indigene Völker etwas ändern soll, muss Brasiliens dunkle Seite dringend ans Licht der Öffentlichkeit. Dann wird sich Brasilien auch fragen müssen, ob es für seinen Ruf nicht besser wäre, mehr in die Rechte seiner eigenen Bevölkerung als in große Sportevents zu investieren.”

(Survival International/red.)

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