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80 Jahre Kriegsende - Warnungen vor Rechtsextremismus

©(FILES) The heads of the German delegation German General Hans-JŸrgen Stumpff (L), German Field Marshal and German chief-of-staff Wilhelm Keitel (2nd R), and German admiral Hans-Georg von Friedeburg (R), representatives of the German High Command, arrive at the headquarters of the Soviet forces in the Berlin district of Karlshorst, on May 08, 1945 to sign the German definitive act of surrender. As Germany marks 80 years since the end of World War II, one historic Berlin site is grappling with how to commemorate the Soviet role in defeating Nazism against the backdrop of Russia's invasion of Ukraine. In Karlshorst, a leafy area of former East Berlin, stands the imposing building where on the night of May 8, 1945, the Nazis formally capitulated to the victorious Allies, including the Red Army.Ê (Photo by AFP)
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs warnt die Israelitische Kultusgemeinde vor wachsendem Antisemitismus – und das Mauthausen Komitee fordert entschlossenes Vorgehen gegen rechtsextreme Strukturen in Österreich.

Mit Warnungen vor dem Erstarken des Rechtsextremismus hat am Montag ein weiterer Tag des Gedenkens anlässlich des Weltkriegs-Endes vor 80 Jahren begonnen.Bei einer Ausstellungseröffnung auf dem Wiener Heldenplatz verurteilte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, Oskar Deutsch, den steigenden Antisemitismus. Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitees Österreich, appellierte an die Polizei, weiterhin gegen rechtsextreme Gruppierungen vorzugehen.

"Wir würden sehr gerne hier stehen, um 80 Jahre Befreiung hier unbeschwert zu feiern", sagte Deutsch bei der Ausstellungseröffnung - "aber leider wurde der Ungeist der Nationalsozialisten, das Herrenmensch-Gedenken, der Antisemitismus, die Feindseligkeit gegenüber allem, was vermeintlich anders als man selbst ist, nicht besiegt". In Österreich und weltweit wüte ein "enthemmter Antisemitismus, der Menschen in Gefahr bringt", so der IKG-Präsident weiter.

"Es sind nicht nur die Rechtsextremen, die Nazis huldigen und in Kellern über Vergasungen singen", betonte Deutsch. Es seien auch islamistische Regime und Gruppen, die Juden dämonisieren und den jüdischen Staat vernichten wollten. Dieser Hass sei nicht neu. Er sei "die Kontinuität des Vernichtungsantisemitismus der Nazis", der unter anderem vom iranischen Regime, der palästinensischen Terrororganisation Hamas und dem islamischen Jihad fortgeführt werde.

Appell an Polizei

Ganz auf die heimische rechtsextreme Szene hatte sich zuvor Mernyi konzentriert. Er zeigte auf dem Wiener Heldenplatz ein Polizei-Bild eines ausgehobenen Waffenlagers in Niederösterreich. "Das 'Niemals wieder' beginnt mit dem konsequenten Vorgehen gegen Rechtsextreme", appellierte er an die Exekutive, die weiterhin gegen derartige Zellen vorgehen müsse. Mit der Aktion will das MKÖ die Bedeutung des Heldenplatzes als Ort des Gedenkens unterstreichen. Zu sehen sind Transparente mit Fotos von KZ-Überlebenden und deren Zitate. Einer der Überlebenden ist Mark Olsky, der auch persönlich bei der Eröffnung war.

Weiter geht es am Montag mit einer Gedenkveranstaltung des Parlaments. Obwohl diesmal der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP) und nicht der freiheitliche Präsident Walter Rosenkranz dabei den Vorsitz führt, werden Deutsch und Mernyi nicht anwesend sein. Rosenkranz soll sich zumindest im Publikum befinden.

Die Unterschrift

Am 8. Mai 1945 unterzeichnete der deutsche General Hans-Jürgen Stumpff (Bild eins links) im Berliner Stadtteil Karlshorst die endgültige Kapitulation Deutschlands im Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte.

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes ringt ein historischer Ort in Berlin nun mit der Frage, wie man an die sowjetische Rolle beim Sieg über den Nationalsozialismus erinnern soll – vor dem Hintergrund des aktuellen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine.

Das Gebäude in Karlshorst, in dem die Kapitulation stattfand, liegt im heutigen Ost-Berlin und steht symbolisch für diesen historischen Wendepunkt.

Auch 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versuchen noch immer Tausende Menschen, das Schicksal verschollener Angehöriger zu klären. Allein im vergangenen Jahr gingen rund 7.000 Anfragen zum Schicksal von Menschen, die im Zusammenhang mit dem Weltkrieg verschwanden, beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes ein, wie DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt sagte. Sie nannte die Suche nach Vermissten eine «humanitäre Kernaufgabe». 

«Das Interesse, der Bedarf, ist nach wie vor sehr hoch», betonte sie. Anfragen kämen auch heute noch von Eltern, Ehepartnern, Verlobten oder Geschwistern, zunehmend aber auch von der Enkelgeneration, die wissen will, was mit den Großeltern passiert ist. 43 Prozent der Anfragen könnten geklärt werden und auch in den übrigen 57 Prozent sei es oft möglich, Informationen zu den Vermissten zu übermitteln - beispielsweise wo sie zuletzt gesehen wurden. 

Bis 2028 gibt es noch Geld vom Bund - und dann? 

Zwölf Millionen Euro bekommt der Suchdienst, der auch in aktuellen Konflikten wie dem Ukraine-Krieg oder dem Krieg in Syrien bei der Suche nach Vermissten zur Seite steht, insgesamt im Jahr - drei Millionen davon für den Standort München, wo das Schicksal von Weltkriegs-Verschollenen aufgeklärt wird. Doch diese drei Millionen seien bis 2028 befristet, sagte Hasselfeldt. Wie es danach weitergeht, sei derzeit unklar. 

Das DRK werde so schnell wie möglich das Gespräch mit der neuen Bundesregierung über die künftige Finanzierung suchen. «Es ist ein Stück unserer Erinnerungskultur», betonte die DRK-Präsidentin. Die Arbeit des Suchdienstes zeige, «welche Schrecken mit bewaffneten Konflikten auch für die Familienangehörigen verbunden sind». Notizblock

Fakten zum Kriegsende – 8. Mai 1945

  • Datum: Am 8. Mai 1945 kapitulierte das nationalsozialistische Deutschland bedingungslos – der Zweite Weltkrieg war in Europa beendet.
  • Tote weltweit: Ca. 60–70 Millionen Menschen verloren ihr Leben, darunter über 6 Millionen Jüdinnen und Juden im Holocaust.
  • Österreichs Rolle: Österreich wurde nach dem Krieg als erstes Opfer der NS-Aggression dargestellt – eine Sichtweise, die heute kritisch hinterfragt wird.
  • Gedenken: Der Wiener Heldenplatz wurde zum Symbolort für NS-Machtdemonstrationen – und ist heute ein zentraler Platz für das antifaschistische Gedenken.
  • Aktuelle Bedeutung: Rechtsextreme Gruppen, Antisemitismus und Geschichtsverfälschung machen die Aufarbeitung heute wieder hochaktuell.

(APA/VOL.AT)

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