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5:6! Verrücktes Torfestival in Mattersburg

Der SK Sturm Graz hat am Samstag in Mattersburg eines der verrücktesten Bundesliga-Spiele in den vergangenen Jahren gewonnen.

In einer Partie mit zwei völlig unterschiedlichen Hälften setzten sich die Steirer in der 13. Runde im Pappelstadion mit 6:5 durch, nachdem sie zur Pause bereits 5:0 geführt hatten.

Vor dem Seitenwechsel hatte alles auf ein historisches Debakel hingedeutet. Haas mit einem Schlenzer ins Kreuzeck (15.), Beichler nach Fehlern von Pöllhuber und Goalie Borenitsch (20.), Sonnleitner per Kopf nach Hölzl-Ecke (35.), Haas aus einem Konter (37.) und wieder Haas aus einem Direktschuss von der Strafraum-Grenze nach einem Hölzl-Corner (44.) brachten die in dieser Phase völlig desolaten Burgenländer an den Rand der höchsten Niederlage seit ihrer Liga-Zugehörigkeit.

In der Pause folgte aber dann ein Donnerwetter unter anderem von Obmann Martin Pucher, der wutentbrannt in die Kabine marschierte. “Was hier geboten wurde, war ein Offenbarungseid”, schimpfte der Bundesliga-Präsident, der sich an das 7:0 von Rapid in Salzburg erinnert fühlte und in dieser Phase auch Coach Franz Lederer, der seit 18. November als Chefcoach beim SVM fungiert und damit der am längsten dienende Betreuer der Liga ist, infrage stellte. “Nach so einem Spiel wird man über vieles nachdenken müssen”, unkte Pucher im Premiere-Interview.

Mörz und Co. kamen aber wie verwandelt aus der Kabine und könnten mit einer deutlichen Steigerung ihrem Trainer noch einmal den Job gerettet haben. Naumoski brachte zwar in der 51. Minute das Kunststück zuwege, zwei Meter vor dem leeren Tor die Latte zu treffen (davor hatte der Ball aber schon die Linie überschritten), dann ging es jedoch Schlag auf Schlag: Csizmadia verkürzte per Kopf auf 1:5 (54.), in der Folge ließ Jancker mit einem Kopfball-Doppelpack (57., 63.) bei den 4.900 Zuschauern sogar noch einmal Hoffnungen auf einen Punktgewinn aufkommen.

Für nur vermeintlich klare Verhältnisse sorgte Hölzl, der nach Kandelaki-Einwurf und dank einer äußerst schlecht postierten Mattersburg-Abwehr aus spitzem Winkel zum 6:3 traf. Ein neuerlicher Treffer von Jancker nach schöner Aktion über Mörz und Atan in der 78. Minute und ein von Naumoski in der 86. Minute verwandelter Foul-Elfmeter ließen die Grazer allerdings noch einmal zittern, bis sie sich doch noch über die Zeit retteten.

Spätestens mit dem Naumoski-Treffer hatte die Partie ihre Eintragung in den Bundesliga-Annalen sicher. Seit der Liga-Gründung 1974 gab es nur eine Partie (Rapid – GAK 11:1 am 22. Juni 1977), in der mehr Tore erzielt wurden.


Franz Lederer (Mattersburg-Trainer): “Wenn man die zweite Hälfte anschaut, sieht man, wie dumm wir waren. Durch das erste Gegentor haben wir uns komplett aus dem taktischen Konzept werfen lassen und sind gestürmt wie eine Schülermannschaft. Der Obmann und ich haben die Spieler in der Pause bei der Ehre gepackt. Es ist klar, dass ich mit dem Obmann ein Gespräch führen werden, aber darüber mache ich mir jetzt keinen Kopf. Die Mannschaft, die zweite Hälfte auf dem Platz gestanden ist, hat Charakter gezeigt.”

Franco Foda (Sturm-Trainer): “Besser wie in der ersten Hälfte können wir nicht spielen. So etwas wie in der zweiten Hälfte darf aber nicht passieren, deshalb bin ich auch sehr sauer. Darüber werden wir am Sonntag akribisch diskutieren. Nach der Pause haben wir geglaubt, wir können im Schongang spielen. Die letzten fünf Minuten bin ich 20 Jahre gealtert.”


SV Mattersburg – SK Sturm Graz 5:6 (0:5)
Pappelstadion, 4.900, SR Hofmann

Torfolge: 0:1 (15.) Haas, 0:2 (20.) Beichler, 0:3 (35.) Sonnleitner, 0:4 (37.) Haas, 0:5 (44.) Haas, 1:5 (54.) Csizmadia, 2:5 (57.) Jancker, 3:5 (63.) Jancker, 3:6 (71.) Hölzl, 4:6 (78.) Jancker, 5:6 (86.) Naumoski (Elfer)

Mattersburg: Borenitsch – Csizmadia, Mravac, Pöllhuber (40.Pauschenwein) – Sedloski – Spuller (46. Atan), Kovrig (46. Seidl), Mörz, Lindström – Naumoski, Jancker
Sturm Graz: Schicklgruber – Schaschiaschwili, Feldhofer, Sonnleitner, Kandelaki – Hölzl (93. Sereinig), Kienzl, Hlinka, Beichler (60. Lamotte) – Haas (89. Stankovic), Muratovic
Gelbe Karten: Pöllhuber, Kovrig, Jancker, Naumoski bzw. Beichler, Kandelaki, Hlinka, Schicklgruber
Die Besten: Jancker, Csizmadia, Atan bzw. Hölzl, Haas, Muratovic, Hlinka

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