Vor allem möchte Szegö Fakten richtigstellen: So zweifelt er u.a. an, dass die Erbauer der Wiener Oper – Johann Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg – homosexuell waren, wie via Google nachzulesen ist. Dafür gebe es in der Primärliteratur keinerlei Hinweise. Auch die Theorie, van der Nüll habe sich wegen harscher Kritik am Opernbau (“versunkene Kiste”) das Leben genommen, sei nicht ausreichend belegt. Vielmehr seien finanzielle oder gesundheitliche Probleme – angeblich war der Architekt bereits todkrank – Auslöser gewesen.
Selbstmord jeder Coleur wird untersucht
Szegös befasst sich mit dem Suizid von Künstlern wie Ferdinand Raimund, Adalbert Stifter, Ferdinand von Saar, Egon Fridell, Josef Weinheber, Gustinus Ambrosi, Jean Amery (eigentlich Hans Maier) und Carl Merz. Aber auch “politische Selbstmorde” wie der des Heimwehrführers Emil Fey nach dem Einmarsch der Hitler-Truppen in Österreich oder der Nazi-Gauleiter Hugo Jury und Odilo Globocnik nach Kriegsende werden behandelt, wie auch Freitode von Kriminellen wie Jack Unterweger, Franz Fuchs und des Palmers-Entführers Thomas Gratt.
Zwei Namen fehlen – bewusst – in dem Buch: Rudolf von Habsburg und Adolf Hitler. Die Begründung des Autors: Bei 770.000 Google-Eintragungen unter Mayerling und 75,900.000 zu Hitlers Selbstmord könne “nichts Neues mehr hinzugefügt werden”.
Johann Szegö: “Bekannte österreichische Selbstmörder”, Ueberreuter-Verlag, 208 Seiten, 19,95 Euro.