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500.000 Westdeutsche zogen in die DDR

Rund 500.000 Westdeutsche sind zwischen der Staatsgründung 1949 und dem Mauerfall 1989 in die DDR übergesiedelt. Dies fand der Historiker Bernd Stöver von der Universität Potsdam nach rund siebenjähriger Forschungsarbeit unter anderem in bisher verschlossenen Geheimdienstarchiven heraus. Der Wechsel von West nach Ost sei bis heute "ein deutsch-deutsches Tabuthema", sagte Stöver.

Allerdings ermittelte der Wissenschaftler zwischen 1950 und 1990 auch mehr als 5,2 Millionen “Zuzüge” aus der DDR in die Bundesrepublik Deutschland. Nach Stövers Erkenntnissen waren zwei Drittel der Westdeutschen, die Richtung Osten übersiedelten, Männer im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Die meisten von ihnen seien Handwerker oder Arbeiter gewesen. Sie seien – politisch naiv – häufig von den versprochenen sozialen Besserstellungen wie Arbeitsgarantie oder geringe Mieten in der DDR angelockt worden. Da viele Übersiedler der frühen Jahre noch unter der NS-Diktatur aufgewachsen seien, hätten sie auch die “Zumutungen” des SED-Staates nicht schrecken können, sagte Stöver.

Andere trieben Schulden oder eine zu erwartende Gerichtsstrafe in die DDR. Nur in vergleichsweise wenigen Fällen hätten direkt politische Gründe die Westdeutschen zur DDR-Übersiedlung veranlasst. Dies sei etwa bei dem Liedermacher Wolf Biermann der Fall gewesen, den der antifaschistische Kurs der DDR überzeugt habe, erklärte der Historiker.

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