25 Personen wurden nach Angaben des staatlichen Katastrophenschutzes in Seoul bis zum Abend noch vermisst. Es wurde befürchtet, dass die Zahl der Opfer weiter ansteigt, da die Kommunikation mit zahlreichen abgelegenen Ortschaften unterbrochen war.
Die Mehrzahl der Todesopfer ertrank, kam bei Erdrutschen oder durch Stromschläge ums Leben. Bei der Kollision eines Fischerboots mit einem Tanker vor der Küste der Provinz Süd-Kyongsang starben mindestens 15 Menschen. Nach Fernsehberichten kamen durch die verheerenden Auswirkungen des Wirbelsturms möglicherweise mehr als 100 Menschen ums Leben.
Für die Ortschaften am Fluss Nakdong gaben die Behörden Flutwarnung. Zahlreiche Straßen und Felder sowie ganze Wohnsiedlungen standen unter Wasser. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Das Fernsehen zeigte Bilder aus den betroffenen Orten, wie die Bewohner und Helfer Wasser aus Gebäuden pumpten oder den Schlamm aus den Häusern schaufelten. Insgesamt 1,4 Millionen Haushalte waren nach Behördenangaben zeitweise von der Stromversorgung abgeschnitten. Fünf Atomkraftwerke an der Südostküste mussten wegen Störungen der Stromleitungen vorübergehend abgeschaltet werden.
„Ich habe noch nie solche hohen Wellen gesehen“, sagte ein Fischer an der Südküste im Fernsehen. Selbst große Schiffe und Autos hielten den Windböen nicht Stand. Bäume und Strommasten stürzten um. Ein Personenzug entgleiste kurz nach Mitternacht wegen eines Erdrutsches im Ostteil des Landes. 24 Passagiere wurden dabei leicht verletzt. In der größten Küstenstadt Busan an der Südostspitze des Landes knickten riesige Hafenkräne um. In der Stadt Masan an der Südküste vermuteten die Behörden unter einem von Erdmassen vergrabenen Gebäude noch etwa zehn Menschen.
„Maemi“ war am Freitagabend mit voller Wucht auf die koreanische Halbinsel getroffen, bevor er über den südlichen Teil Südkoreas hinweg in Richtung Japanisches Meer (Ostmeer) fegte. Dabei schwächte er sich zu einem tropischen Tiefdruckgebiet ab. „Maemi“, das koreanische Wort für Zikade, erreichte nach Behördenangaben Spitzengeschwindigkeiten von 216 km/h. Es sei damit die höchste jemals in Korea gemessene Geschwindigkeit gewesen.
„Der Sturm war bei weitem der mächtigste Taifun, seitdem wir 1904 mit den Aufzeichnungen von Wetterdaten begonnen haben“, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap einen Beamten des Wetterdienstes. Die koreanische Halbinsel wird jeden Sommer und Frühherbst von zahlreichen Wirbelstürmen heimgesucht. Der Taifun „Rusa“ hatte im September vergangenen Jahres 119 Menschenleben gefordert.