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359 Verkehrstote: Zweitniedrigste Opferzahl seit 1950

359 Verkehrstote: Zweitniedrigste Opferzahl seit Aufzeichnungsbeginn.
359 Verkehrstote: Zweitniedrigste Opferzahl seit Aufzeichnungsbeginn. ©APA (Symbolbild)
359 Menschen sind 2021 nach Angaben des Innenministeriums (BMI) auf Österreichs Straßen tödlich verunglückt.

Das sind um 15 Todesopfer oder vier Prozent mehr als im Jahr 2020 (344) und bedeutet gleichzeitig die bisher zweitniedrigste Zahl seit Beginn der Aufzeichnungen im BMI im Jahr 1950. Noch vor neun Jahren mussten 531 Verkehrstote beklagt werden.

2021 gab es 359 Verkehrstote in Österreich

Die diesjährige Zahl der im Straßenverkehr Getöteten entspricht nahezu einem Achtel der Todesopfer von 1972, dem bisher "schwärzesten Jahr" der Unfallstatistik mit 2.948 Toten. Die Zahl zugelassener Kraftfahrzeuge hat sich seit 1972 aber nahezu verdreifacht und ist von 2,5 Millionen auf 7,2 Millionen gestiegen, berichtete das Ministerium.


Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) kündigte an, den "Weg konsequent" fortzusetzen, "um die Unfallzahlen so niedrig wie möglich zu halten". Zum einen mit Schwerpunktaktionen gegen Alkohol am Steuer, Drogen, Schnellfahren und Drängeln, "zum anderen setzen wir auf Bewusstseinsbildung und Verkehrserziehung".

Eine Zunahme der Zahl an Verkehrstoten gab es in Kärnten (plus drei), in Niederösterreich (plus zwei), in Tirol (plus zwei), in Wien (plus drei) und vor allem in Oberösterreich mit plus 24. In allen anderen Bundesländern gab es Rückgänge. Im Burgenland, in Salzburg und der Steiermark wurden im Jahr 2021 die bisher geringsten Zahlen an Verkehrstoten seit 60 Jahren verzeichnet.

Die Opferbilanz nach Bundesländern liest sich wie folgt: Burgenland acht (2020: 18), Kärnten 38 (35), Niederösterreich 92 (90), Oberösterreich 91 (67), Salzburg 24 (28), Steiermark 50 (52), Tirol 28 (26), Vorarlberg 13 (16) und Wien 15 (zwölf).

Zahl der getöteten Fußgänger ist 2021 zurückgegangen

Bei den tödlichen Verkehrsunfällen 2021 starben 161 Pkw-Insassen, 75 Motorradfahrer (davon 19 mit Leicht-Motorrädern), 48 Radfahrer (davon 22 mit Elektro-Fahrrädern), 35 Fußgänger, 19 Lkw-Insassen (davon 15 im Klein-Lkw), 13 Mopedfahrer (davon einer mit einem Elektro-Moped), drei Traktorfahrer, zwei Lenker von E-Scootern, ein Microcar-Lenker, ein Lenker einer selbstfahrenden Arbeitsmaschine und ein sonstiger Beteiligter. Angestiegen gegenüber 2020 ist die Zahl der getöteten Pkw-Insassen, der Radfahrer und E-Bike-Lenker, Moped-Lenker und Leichtmotorradlenker. Zurückgegangen ist die Zahl der getöteten Fußgänger.

Die Hauptunfallursachen im Überblick

Als vermutliche Hauptunfallursachen der tödlichen Verkehrsunfälle gelten nicht angepasste Fahrgeschwindigkeit (26,9 Prozent), Unachtsamkeit/Ablenkung (24,5 Prozent) und Vorrangverletzung (15,5 Prozent). Außerdem wurden Missachtung von Geboten/Verboten (6,9 Prozent), Fehlverhalten von Fußgängern (5,7 Prozent), Überholen (fünf Prozent), Herz-/Kreislaufversagen/akute Erkrankungen am Steuer (4,1 Prozent), Übermüdung (drei Prozent), mangelnder Sicherheitsabstand (1,5 Prozent) und technische Defekte (0,3 Prozent) als mögliche Auslöser tödlicher Verkehrsunfälle ermittelt. Alkoholisierung war bei 22 oder 6,6 Prozent der tödlichen Unfälle mit im Spiel.

Bei den Ursachen Alkohol, Missachtung von Geboten/Verboten, Überholen, Übermüdung, Unachtsamkeit/Ablenkung und Vorrangverletzung gab es Anstiege, wie das BMI berichtete. Sechs Kinder im Alter bis 14 Jahren kamen im Straßenverkehr 2021 ums Leben (2020: zwei, 2019: 16 Kinder), davon drei als Pkw-Insassen und je ein Kind als Fußgänger, als Mitfahrer auf einem Moped und als Radfahrer tödlich. Ein Kind im Alter von sechs bis 15 Jahren starb 2021 bei einem Schulwegunfall.

Ein Fußgänger kam auf einem Schutzweg ums Leben (2020: 8). Auf Bahnübergängen bei Eisenbahnkreuzungsanlagen verunglückten neun Menschen tödlich (2020: 15). Zwei Tote gab es 2021 in Straßentunneln (2020: drei). Bei Verkehrsunfällen mit Geisterfahrern kamen 2021 drei Verkehrsteilnehmer ums Leben (2020: 0).

37 Verkehrsteilnehmer starben auf Autobahnen und Schnellstraßen

37 Verkehrsteilnehmer starben auf Autobahnen und Schnellstraßen, das bedeutet einen Anteil von 10,3 Prozent an allen Verkehrstoten und einen leichten Anstieg um drei oder 8,8 Prozent gegenüber 2020 (34). Der Großteil der tödlichen Unfälle ereignet sich auf den ehemaligen Bundesstraßen (134 Getötete).

123 (36,7 Prozent) aller tödlichen Unfälle sind Alleinunfälle, mit nur einem am Unfall beteiligten Fahrzeug. Von den 161 tödlich verunglückten Pkw-Insassen waren 42 nicht angegurtet. Ein Drittel aller Verkehrstoten (119 oder 33,1 Prozent) waren zum Unfallzeitpunkt 60 Jahre oder älter, 35 davon (9,7 Prozent) sogar älter als 80 Jahre. In der Altersgruppe der 17 bis 29 kamen im abgelaufenen Jahr 84 Personen (23,3 Prozent aller Verkehrstoten) im Straßenverkehr ums Leben. Fast jeder vierte tödliche Verkehrsunfall (83 oder 24,7 Prozent) wurde von ausländischen Staatsangehörigen verursacht.

Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) erinnerte in einer Aussendung daran, dass schon für das Jahr 2020 das Verkehrssicherheitsziel weniger als 312 Verkehrstote lautete und auch im Jahr 2021 deutlich verfehlt wurde. In der mit Österreich gut vergleichbaren Schweiz starben im ersten Halbjahr 2021 86 Menschen Straßenverkehr, in Österreich war die Zahl der Todesopfer mit 151 um 75 Prozent höher. "Die 359 Todesopfer sind Mahnung für verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen auf Bundes- und Landesebene sowie in den Städten und Gemeinden umzusetzen", hielt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Eine wichtige Maßnahme für mehr Sicherheit sei Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen. Insgesamt sei in 22 der 27 EU-Staaten das Tempolimit auf Freilandstraßen mit 90 oder 80 km/h niedriger als in Österreich.

(APA/Red)

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