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29 von 38 Juve-Spielen manipuliert

Die italienische Fußball-Meisterschaft wurde nach Ansicht der Staatsanwaltschaft von Neapel in der vergangenen Saison 2004/2005 im großen Stil zu Gunsten von Meister Juventus Turin manipuliert.

Juventus versinkt immer tiefer im Sumpf eines Manipulationsskandals, der sich täglich ausweitet. Der börsennotierte Klub ist nach dem Rücktritt des gesamten Vorstandes am Donnerstagabend vorübergehend führungslos, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Sollte sich der Verdacht des Sportbetruges bewahrheiten, droht dem Traditionsverein erstmals in dessen 109-jähriger Geschichte der Abstieg aus der höchsten Spielklasse.

Laut Ansicht der Staatsanwaltschaft von Neapel ist die vergangene Ligasaison 2004/2005 nämlich im großen Stil zu Gunsten des Rekordmeisters manipuliert worden. Juve-Manager Luciano Moggi soll als Drahtzieher gemeinsam mit mehren Komplizen im italienischen Fußball-Verband (FIGC) und dem Schiedsrichter-Verbandes (AIA) 29 von insgesamt 38 Serie A-Runden beeinflusst haben. Das berichtete “La Gazzetta dello Sport“ in ihrer Freitag-Ausgabe. “La Repubblica“ schrieb von 18 manipulierten Erstligaspielen.

Insgesamt wird bereits gegen 47 Personen wegen des Verdachts des Sportbetruges und der Mitgliedschaft in kriminellen Vereinigungen ermittelt. Die Polizei durchsuchte am Freitag den Sitz von FIGC (Präsident Franco Carraro war bereits am Montag zurückgetreten) und AIA und stellte weiteres belastendes Material sicher – vor allem gegen Moggi. Der 68-Jährige war seit 1994 Juve-Sportdirektor, trat aber am Donnerstag auf Grund des öffentlichen Drucks ebenso zurück wie Geschäftsführer Antonio Giraudo.

Inzwischen sind hektische Verhandlungen im Gange, die die Führungsfrage im krisengeschüttelten Klub, der am Sonntag in Bari gegen Reggina den 29. Meistertitel der Klubgeschichte fixieren kann, klären sollen. Der Mehrheitsaktionär, die Unternehmer-Familie Agnelli, die über ihre Beteiligungsgesellschaft Ifil 60 Prozent der Juve-Anteile hält, will John Elkann als Geschäftsführer einsetzen. Der 31-Jährige ist derzeit Vizepräsident der Agnelli-Autogruppe Fiat. Die Entscheidung über den neuen Vorstand soll auf einer Aktionärsversammlung am 29. Juni fallen.

Die Aktien des an der Mailänder Börse notierten Unternehmens sind am Freitag wie schon an den beiden Vortagen weiter in den Keller gefallen, nachdem die nationalen Zeitungen von einer weiteren Ausweitung des italienischen Schiedsrichterskandals berichtet hatten. Zudem sind vier aktuelle und ehemalige Juve-Spieler – darunter Nationaltorhüter Gianluigi Buffon – in den Verdacht geraten, über Strohmänner illegale Sportwetten platziert zu haben.

Der gesamte Manipulationsskandal, der neben den Topteams Juventus, AC Milan und Fiorentina auch weitere Vereine der Serien A und B betreffen soll, war vergangene Woche durch abgehörte Telefongespräche von Moggi mit Schiedsrichter-Beauftragten ausgebrochen. Insgesamt ermitteln bereits fünf verschiedene Staatsanwaltschaften. Auch Italiens WM-Schiedsrichter Massimo De Santis steht unter Verdacht. Fiorentina-Trainer Cesare Prandelli brachte es auf den Punkt: “Der italienische Fußball ist krank.“

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