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25 Prozent der Wiener Schüler sind zu dick

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Wiener Experte schlägt Alarm: Zivilisationskrankheit Fettsucht breitet sich immer mehr unter Kindern aus - als Hauptgrund wird nicht die schlechte Ernährung, sondern zu wenig Bewegung in allen Lebensbereichen genannt.


In Europa und in den USA nimmt die Fettsucht (Adipositas) unter den Kindern immer mehr zu. Bereits 20 bis 22 Prozent der Zehn- bis Zwölfjährigen in Österreich sind übergewichtig, warnte am Montag bei der 37. Wissenschaftlichen Fortbildungwoche der Österreichischen Apothekerkammer der Wiener Kinderarzt und Ernährungsmediziner Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm.


Fettsucht ist eine Krankheit

„Es ist höchste Zeit, dass wir auf diesem Gebiet etwas tun. Die Weltgesundheitsorganisation hat vor fünf Jahren auf die Pandemie der Adipositas aufmerksam gemacht. Sie muss behandelt und auch verhindert werden“, sagte Widhalm.

Immer häufiger sind es auch extreme Fälle, die den Spezialisten beschäftigen: „Wir haben in den vergangenen beiden Jahren 120 Kinder mit Gewicht von 120 Kilogramm und sogar mehr gesehen. Das Interessante ist, dass die Adipositas bei Kindern nicht nur in den Industrieländern, sondern auch in Ländern mit niedrigem Lebensstandard zugenommen hat.“ Widhalm weiter: „In Europa gibt es bei Übergewicht und Adipositas unter Kindern ein Nord-Süd-Gefälle. In Nordeuropa sind 13, 14 Prozent betroffen, in Südeuropa bis zu 25 Prozent.“


Untersuchung an Wiener Schulen

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Die neuesten Daten aus Österreich stammen von Wiener Schulkindern (zehn bis 16 Jahre). Widhalm: „Wir haben 1.500 Kinder untersucht. 2,7 Prozent zeigten ein Gewicht, bei dem sie eventuell in die Anorexie (Magersucht, Anm.) rutschen könnten. 17 Prozent sind übergewichtig, sieben Prozent adipös (fettsüchtig, Anm.) und 1,2 Prozent extrem adipös.“

Dabei gibt es allerdings starke geschlechtsspezifische und soziale Unterschiede. Der Experte „Buben im Alter zwischen acht und zwölf Jahren sind doppelt so häufig übergewichtig als Mädchen. In den Hauptschulen in Wien sind Kinder doppelt so häufig übergewichtig und adipös wie in den Mittelschulen.“


Wenig Bewegung ist Hauptgrund für Übergewicht

Der hauptsächliche Grund für Übergewicht im Kindesalter ist offenbar weniger die Ernährung. Widhalm: „Wahrscheinlich steht der Rückgang der körperlichen Betätigung im Vordergrund.“ Zu viele Stunden in Schule, vor dem TV- oder dem Computer-Bildschirm und auch sonst mangelnde Bewegung sind sozusagen die „Haupt-Bösewichter“.


40 Prozent betreiben nie Sport

Bei Adipositas im Kindesalter kommt es vor allem auf eine langfristige Behandlung der Erkrankkung an. Widhalm: „Wir behandeln Familien, nicht nur Kinder.“ Wissenschaftlich belegt als „Abnehm-Verfahren“ sind laut Widhalm nur zwei: Mehr körperliche Betätigung und mehr Zufuhr von Ballaststoffen mit der Ernährung. Widhalm: „Diät ohne Sport bringt nichts. 40 Prozent der Schüler und Schülerinnen (in Österreich, Anm.) betreiben nie oder höchstens ein Mal pro Woche Sport.“

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Redaktion: Birgit Stadtthaler

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