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24-Stunde-Pflege im Test: "Komplex und teuer"

Der VKI testete mehrere Agenten im 24-Stunde-Pflege Bereich.
Der VKI testete mehrere Agenten im 24-Stunde-Pflege Bereich. ©APA/Helmut Fohringer
Der VKI testete mehrere Agenturen im 24-Stunden-Plege-Bereich. Das Fazit fällt wenig erfreulich aus: "Es ist komplex und teuer".

Immer mehr ältere Menschen wollen lieber in ihren eigenen vier Wänden gepflegt werden. Die Beschäftigung einer 24-Stunden-Pflege ist für viele Angehörige aber recht mühevoll. Deshalb testete der Verein für Konsumenteninformation (VKI) Agenturen, die dementsprechende Pflegekräfte vermitteln. Das Fazit: “Es ist komplex und teuer”, meinte VKI-Juristin Ulrike Docekal bei einer Pressekonferenz in Wien.

Von 800 Agenturen, die ihre Angebote in ganz Österreich stellen, hat sich der VKI 26 nach dem Zufallsprinzip näher angesehen. Bewertet wurden sowohl die Informationen über Leistungen und Kosten, als auch die Nachfrage zu Gründen der Betreuung, ob ein eigenes Zimmer für die Betreuungsperson vorhanden ist und ob diese einen Führerschein benötigt. Der VKI kontaktierte die Pflegekraft-Vermittler sowohl offiziell, als auch über anonyme Tester. Diese Tester gaben zwei Pflege-Szenarien an: Zum einen wurde eine 24-Stunden-Pflegekraft sofort gebraucht, zum anderen war eine solche Pflege noch nicht absehbar.

Prüfung der Agenturen zeigt erhebliche Preisunterschiede

Bei der offiziellen Anfrage durch den VKI gaben sich die Agenturen jedoch recht zugeknöpft. Nur elf der 26 Agenturen kamen der Aufforderung nach, einen Fragebogen zu Leistungen und Kosten auszufüllen. Die 15 Anbieter, die nichts aufgefüllt hatten, wurden von der VKI-Rechtsabteilung angeschrieben und dazu aufgefordert, ihrer Informationspflicht nachzukommen. Nur acht Agenturen regierten daraufhin und schickten die Verträge zu. Zwei weitere Verträge erhielt der VKI nur deshalb, weil sie von einer Kundin und einer Testperson zugeschickt wurden.

Bei Prüfung der 60 Vermittlungs-, Betreuungs- und Organisationsverträgen zeigten sich enorme Preisschwankungen. So wurde für die einmalige Vermittlungsgebühr 240 bis 793 Euro verlangt, die laufenden Kosten – wie etwa die Qualitätssicherung – beliefen sich jährlich von 249 bis 3.600 Euro. Für die tägliche Betreuung musste man 39 bis 110 Euro berechnen. Hinzu kamen noch Fahrtkosten der Pflegekräfte, die zwischen 50 und 420 Euro schwankten.

Laut Angela Tichy, VKI-Projektleiterin zum Thema Gesundheit und Medizin, kann man etwa mit 1.500 bis 2.000 Euro monatlich für eine 24-Stunden-Pflege rechnen. Was sich eher nur gut verdienende Angehörige leisten könnten, fügte Docekal hinzu. “Es geht hier um relativ viel Geld, deshalb möchte ich als Konsument wissen, was ich zahle und was ich dafür bekomme”, meinte die Rechtsexpertin.

Problematisch sind Inkassovollmachten

Auch waren bei den Verträgen Klauseln darunter, die unverschämt waren. In neun Fällen wurden Konkurrenzklauseln vom VKI entdeckt. Darin ist vereinbart, dass die Kunden die Betreuungskraft nicht ohne Vermittlungsagentur beschäftigen dürfen. Bei Zuwiderhandeln ist eine Vertragsstrafe fällig. So war in einem Vertrag eine Konkurrenzklausel enthalten, die bei Verstößen 10.000 Euro fällig machten, berichtete Docekal.

Problematisch sehen die Konsumentenschützer die von der Hälfte der getesteten Agenturen verwendeten Inkassovollmachten. Das heißt der Lohn für die Betreuung wird nicht direkt an den Pfleger, sondern an die Agentur gezahlt. Somit sind die Betreuer in einem Abhängigkeitsverhältnis und der Kunde gibt die Kontrolle völlig aus der Hand. Deshalb wurden jene Anbieter, die Inkassovollmachten anboten, abgewertet.

Fünf Agenturen – Caritas, Hilfswerk, BestCare24, Pura-Vita und Volkshilfe 24h Personenbetreuung – waren die Testsieger und erreichten ein “Sehr gut”. Der Verein Pflegegruppe erhielt als einziger ein “Gut”. Zehn Agenturen schnitten mit “durchschnittlich” ab, weitere zehn Unternehmen waren “weniger zufriedenstellend”.

2011 hatte der VKI Pflege-Agenturen schon einmal getestet. Damals gab es ernüchternde Ergebnisse. Nun hatte sich vor allem die Information für Konsumenten verbessert. Knapp sechs Prozent der Pflegegeldbezieher nehmen Personenbetreuung in Anspruch.

(APA/Red)

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