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24. bis 27. April: Shakespeare-Tage in Wien

Es ist wahrscheinlich nicht unbedingt der in Dunkelbier gekochte Lachs, der dieser Tage mehr als 400 Shakespeare-Freunde nach Wien lockt.

Auch wenn sich die viertägige Tagung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft heuer “Shakespeares Essen: Bühne und Bankett” zum Thema gemacht hat, das große Abendessen am morgigen Freitag im Rathauskeller mit Rezepten aus dem elisabethanischen England ist nur einer der Höhepunkte. Insgesamt stehen von heute bis zum 27. April drei Shakespeare-Produktionen des Burgtheaters auf dem Programm, im Festsaal der Universität Wien finden zahlreiche Vorträge statt. Eröffnet wird die Tagung heute, Donnerstag, im Burgtheater mit einem Festvortrag von Daniel Kehlmann (16.30 Uhr).

Es sei nicht zuletzt der mehrteilige Shakespeare-Zyklus des Burgtheaters, der Anlass für die Kooperation zwischen dem Haus am Ring, der Shakespeare-Gesellschaft, der Universität Wien und den Wiener Vorlesungen war, erklärte Chefdramaturg Joachim Lux beim heutigen Pressegespräch. Aber auch die Tatsache, dass es sich bei allen Partnern um sehr traditionsreiche Institutionen handelt, sei ein Aspekt gewesen. Trotzdem: “Es ist nicht das Staatstragende, das uns verbindet, sondern das Zeitgenössische, das Suchen und nicht Wissen”, so Lux. “Wir alle öffnen uns neuen Publikumsschichten. Es handelt sich hier nicht um hermetische Kunst oder Wissenschaft.”

Davon zeuge auch das Buch “Shakespeare – Eine Republik von Fehlern” mit Vorträgen zum Shakespeare-Zyklus des Burgtheaters, das gerade rechtzeitig zur Tagung erscheint. Man habe zur Vortragsreihe in den vergangenen Monaten “kompetente Laien” eingeladen. Daniel Kehlmann beschließt nun die Reihe, zu der etwa Kardinal Schönborn, Feridun Zaimoglu oder Jan Philipp Reemtsma Beiträge lieferten.

“Was soll man denn noch über Shakespeare sagen?”, fragt sich der Schriftsteller Daniel Kehlmann in seiner Rede “Fünf Faden tief”, die er heute Nachmittag halten wird. Also widmet sich der Bestseller-Autor, der anmerkt, dass “das eigene Literatendasein vor seinem (Shakespeares, Anm.) Maßstab sofort ein wenig fraglich erscheint”, der Frage, inwiefern Shakespeare seine eigene Wirkung vorhergesehen hat. “Hat er uns erklärt, wie es war, Shakespeare zu sein?” Die Antwort kann von all jenen, die nicht zum Vortrag kommen, ebenfalls in dem Buch nachgelesen werden.

“Soviel Shakespeare in so kurzer Zeit ist auch für Kenner und Liebhaber ein besonderes Ereignis”, freute sich Andreas Höfele, Präsident der Gesellschaft, über die Möglichkeit, im Burgtheater an drei aufeinanderfolgenden Tagen “Maß für Maß” (heute, 20 Uhr, Burgtheater), “Sturm” (25.4., 19 Uhr, Akademietheater) und “König Lear” (26.4., 18 Uhr, Burgtheater) sehen zu können. Die Vorträge, die mit einem Tagespass zugänglich sind, drehen sich um Themen wie “Das Essen und die Literatur. Aspekte eines Kulturthemas” von Gerhard Neumann, “Lawful as eating? Onstage food in Shakespearean performance” des britischen Professors Michael Dobson oder “The Bard and the Burg: Der Wiener Shakespeare-Zyklus” von Ludwig Schnauder.

Das Essen sei – “nicht weniger elementar als die Liebe und der Tod” – eines der ganz großen Themen der Kulturgeschichte, heißt es im Programm von “Bühne und Bankett. Shakespeares Essen”. Viele Praktiken und Rituale, die das gesellschaftliche Leben prägten, würden sich auch in Shakespeares Werken spiegeln. Nicht nur, dass Bankett-Szenen oft die dramaturgischen Höhepunkte seiner Stücke seien, wie etwa in “Macbeth”, “Titus Andronicus” oder “Timon von Athen”, große Gourmands wie Toby Blech (alias Tobias Rülps) oder Falstaff gehörten zu den beliebtesten Figuren des Schriftstellers.

Als genießerischer Höhepunkt findet am 25. April ein “Bankett wie zu Shakespeares Zeiten” im Wiener Rathauskeller mit Rezepten aus dem elisabethanischen England. Die Menüfolge ist noch ein Geheimnis, eines der Rezepte sei jedoch in Dunkelbier gekochter Lachs, wie es hieß. Am Sonntag wird im Rahmen einer Matinee im Akademietheater (11 Uhr) der Martin-Lehnert-Preis 2008 verliehen.

Die Shakespeare-Gesellschaft wurde anlässlich des 300. Geburtstags von William Shakespeare am 23. April 1864 in Weimar gegründet. Ihr Ziel ist “die Pflege und Förderung Shakespeares im deutschen Sprachgebiet”. Mit ihrem Jahrbuch gibt die Gesellschaft die weltweit älteste regelmäßig erscheinende wissenschaftliche Publikation zu Shakespeare heraus, derzeit entsteht die 27 Bände umfassende englisch-deutsche Studienausgabe der Dramen.

http://www.shakespeare-gesellschaft.de

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