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22 Bullets

Jean Reno muss mal wieder Blei schlucken: Ein ehemaliger Unterweltboss überlebt einen Mordanschlag und mutiert zur Nemesis, um seine Familie zu schützen - Ab 11. Februar im Kino.
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Jean Reno spielt mal wieder einen Gangster – nicht gerade eine Anti-Typ-Besetzung für Richard Berrys “22 Bullets”, der am 11. Februar in den heimischen Kinos startet. “Er besitzt das menschliche Format eines Mannes, der sich nach Erlösung sehnt, sieht dabei aber aus, als hätte er mal ein bedeutender Verbrecher sein können”, begründet Regisseur Berry seine Wahl. Und so gibt der große Reno mit Charly Mattei wieder einmal den Verbrecher mit Herz, der sich in diesem Falle für einen feigen Anschlag rächt, bei dem ein Mordkommando ihn mit 22 Kugeln durchsiebt hatte. Da der Ex-Gangsterkönig diese unpässliche Situation überraschend überlebt, beginnt er, sukzessive seine Widersacher hinzurichten – aber mit Herz natürlich.

Denn eigentlich geht es doch um die Familie. Für die ist Mattei nämlich vor drei Jahren als Nachtclubbesitzer aus der kriminellen Szene Marseilles ausgestiegen. Entsprechend wird er beim Mordanschlag in der Tiefgarage auch mit Omas Marmelade im Gepäck überrascht, während der kleine Sohn an der Straße vergebens auf den Vater wartet. Mit nur wenigen Getreuen an seiner Seite startet das in Rekordzeit genesene Opfer dann einen Rachefeldzug gegen den einstigen Geschäftspartner Tony Zacchia (Kad Merad) und dessen Schergen. Ihm gegenüber und bald an seiner Seite: Eine eifrige Polizistin, deren Mann von den Gangstern ermordet wurde und die ihre Verzweiflung seither in Alkohol und der Liebe zu ihrem Kind ertränkt.

Hinter der Produktion steht Erfolgsregisseur Luc Besson, der mit dem “Einer gegen alle und alle gegen einen”-Plot ästhetisch wieder ein Epos im besten Hollywoodstil inszeniert – schnelle Schnitte, betont inszenierte Sets und zahlreiche Kunstkniffe. Hoch stilisiert werden Überblendungen eingesetzt, im Zwischenschnitt Episoden aus der Vergangenheit eingeblendet, während am OP-Tisch eine Kugel nach der anderen aus dem Opfer entfernt wird. Auch werden abstoßende Folterszenen mit liebevollen Familienaufnahmen quergeschnitten.

Ganz wird bei der “Ein Mann sieht Rot”-Parabel aber auch nicht auf den Humor vergessen, etwa, wenn sich der paranoide Bösewicht Zacchia alle paar Minuten die Hände desinfizieren muss. Zugleich dürfen echte Testosteronbeweise nicht fehlen, wenn sich Mattei, um dem Arzt zu beweisen, dass er kein Gefühl mehr im rechten Arm hat, die Gabel in die Hand rammt. Aber was benötigt man schon die gelähmte Rechte, wenn man in Wochenfrist auf Links umlernen und Opfer problemlos mit dem Markenzeichen “Schuss ins Hirn und Schuss ins Herz” töten kann? Regisseur Berry hat für seinen Film selbst im kriminellen Milieu von Marseille recherchiert, also wird es wohl realistisch sein.

Bei der Wertung des Geschehens hält sich Berry hingegen einigermaßen zurück. Moralisch eindeutige Aussagen vermeidet er, wenn im finalen Duell der beiden langjährigen Freunde und nunmehrigen Widersacher Zacchia Mattei vorhält: “Das Blut an deinen Händen lässt sich nicht abwaschen” – eine Aussage, der man nach dem zweistündigen Nemesis’schen Furor nur schwer widersprechen kann.

www.22bullets.centralfilm.de

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