2022 wieder mehr Insolvenzen erwartet

Ein Insolvenzwelle erwarten die Kreditversicherer im kommenden Jahr nicht. Grund dafür seien die massiven Stützungsmaßnahmen, mit denen die Staaten Firmen über die Coronakrise hinweghelfen wollten, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten Studie von Euler Hermes und Acredia.
Heuer 3.000 Firmenpleiten erwartet, 2022 dann bis zu 5.000
Die Firmenpleiten in Österreich haben sich heuer im ersten Halbjahr wegen den Corona-Wirtschaftshilfen auf rund 1.000 Fälle fast halbiert. "Wir erwarten keine Insolvenzschockwelle für den Rest des Jahres 2021, aber einen leichten wöchentlichen Anstieg ab Herbst mit einer Rückkehr zum Vorkrisen-Niveau", so Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz am Mittwoch in einer Aussendung. Acredia ist ein Tochterunternehmen der Oesterreichischen Kontrollbank und von Euler Hermes. Mit Jahresende erwartet Meierschitz hierzulande in etwa die gleiche Fallzahl wie 2020, also rund 3.000 Insolvenzfälle. Einen starken Rückgang bei den Insolvenzen gebe es im Bau- und Baunebengewerbe, dem Dienstleistungssektor sowie Gastronomie und Tourismus.
Für 2022 prognostiziert Acredia einen Anstieg der Firmenpleiten in Österreich auf 4.500 bis 5.000 Fälle. Zum Vergleich: Im Jahr 2019 gab es rund 5.000 Unternehmensinsolvenzen.
Rückgang der Insolvenzen in Deutschland
Für 2021 geht Euler Hermes für Deutschland erneut von einem Rückgang der Insolvenzen um rund fünf Prozent auf 15.000 aus. Das wäre der niedrigste Stand seit 1993 (15.582). "2022 dürften zudem auch in Deutschland die Pleiten wieder um rund neun Prozent auf etwa 16.300 Fälle zunehmen", sagte der Leiter der Branchen- und Insolvenzanalyse von Euler Hermes, Maxime Lemerle. Das werde sich vor allem im zweiten Halbjahr 2022 zeigen. "Die relativ gute Ausgangslage, eines der größten staatlichen Unterstützungsprogramme und die wieder anziehende Weltwirtschaft haben deutschen Unternehmen eine gute Startposition verschafft, um sich auf die neue Normalität einzustellen", sagte Lemerle. Im vergangenen Jahr war die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland um 16 Prozent zurückgegangen - zum Teil weil der Staat die Pflicht zur Insolvenzanmeldung für Firmen ausgesetzt hatte, die wegen der Pandemie in Schieflage geraten waren.
Teilweise wurden die staatlichen Hilfsmaßnahmen bis in das laufende Jahr hinein verlängert. "Erst ab 2022 dürfte sich das weltweite Insolvenzgeschehen wieder sukzessive normalisieren", glaubt Euler Hermes. Dann rechnet Lemerle mit einem weltweiten Anziehen der Firmenpleiten um 15 Prozent. Kreditversicherer sind auf einen tiefen Einblick in Unternehmen angewiesen, weil sie deren Lieferanten gegen Zahlungsausfälle absichern und Handel damit oft erst ermöglichen.
(APA/Red)