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20,000 Days On Earth - Trailer und Kritik zum Film

"Auf gewisse Weise wollen wir alle jemand anders sein", sagt Nick Cave. Die Transformation ist zentral im kreativen Prozess des australischen Rockpoeten - und steht demnach auch im ungewöhnlichen Künstlerporträt "20,000 Days on Earth" im Vordergrund.

Anlässlich von Caves 20.000. Tag auf der Erde führen Jane Pollard und Iain Forsyth durch 24 Stunden des Ausnahmekünstlers. Ab Freitag im Kino.

20,000 Days On Earth – Geschichte

Im Schnelldurchlauf rasen sie vorbei, die 19.999 Tage, die Nick Cave zwischen sorgloser Kindheit, Musikerleben und Familiengründung verbracht hat. Der 20.000. Tag erscheint so wie jene zuvor, banal und speziell zugleich: Der Musiker Nick Cave schreibt in seinem von Inspirationen und Büchern vollgeräumten Arbeitszimmer an neuen Songs, nimmt mit seiner Band Bad Seeds im Studio “Push the Sky Away” auf, tauscht sich mit Warren Ellis, Ex-Bandkollegen Blixa Bargeld und Duettpartnerin Kylie Minogue in scheinbar imaginären Begegnungen in seinem Auto aus. Der Privatmensch Nick Cave wiederum erzählt seinem Therapeuten von waghalsigen Abenteuern in seiner Kindheit und vom zu früh verstorbenen Vater, isst Aal mit einem alten Freund, durchstöbert alte Fotokisten.

Es scheint weder erfunden noch wahr, was Cave, der am Drehbuch mitschrieb, dabei über knapp 100 Minuten vermittelt. Ob die aufschlussreiche Therapiesitzung oder der Gedankenfluss, an den der 57-Jährige mit samtener Stimme den Zuseher teilhaben lässt: Rasch entsteht dieses Gefühl von vermeintlicher Intimität, von Nähe zu dem Sänger, Songtexter, Dichter, Autor und Schauspieler.

20,000 Days On Earth – Kritik

Anstatt zu irritieren, zieht die wunderschön aufgenommene, unkonventionell gestaltete Verwebung von Fiktion und Wirklichkeit den Zuseher in einen Sog, gibt Einblick in den kreativen Prozess des Songschreibens und entführt in diese mysteriöse, andere Welt, die Nick Cave in Songs wie “Tupelo”, “The Mercy Seat” oder “Where The Wild Roses Grow” kreierte.

Für Nick-Cave-Fans ist “20,000 Days on Earth” ein außergewöhnliches Geschenk, für alle anderen eine herausfordernde, mitunter langwierige Begegnung mit einem schwer zu fassenden Künstler. Wer sich darauf einlässt, lernt den Künstler zwischen bunten Farben des sonnigen Brightons und der Dunkelheit von Caves (Songwriting-)Welt besser kennen, erfährt, wie er zu dem wurde, was er ist, und wie groß die Gefahr scheint, genau das zu verlieren. “Look at me now, I’m transforming, I’m vibrating” singt Cave, gerade noch mit seinen Zwillingssöhnen vor dem Fernseher sitzend, am Ende des Films auf der Bühne stehend. Und die Transformation ist komplett.

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(APA)

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