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2000 Seiten des Grauens in US-Medien

Wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag der Terroranschläge auf das WTC am 11. September 2001 werden in den US-Medien erneut schreckliche Einzelheiten veröffentlicht.

Das Leid vieler Opfer, letzte Worte dutzender Menschen kurz vor ihrem Tod waren in den Monaten nach den Anschlägen bereits anhand von Mitschnitten oder Gedächtnisprotokollen von Angehörigen und Freunden umfangreich dokumentiert worden. Jetzt wurden nach einem Rechtsstreit zwischen der „New York Times“ und der staatlichen Hafenbehörde von New York, der das World-Trade-Center-Gelände gehört, insgesamt 260 Stunden an Mitschnitten zwischen todgeweihten Menschen in den Zwillingstürmen und Sicherheitskräften frei gegeben.

Medienvertreter stürzten sich auf die insgesamt rund 2.000 Seiten lange Abschrift und die Kopien der Bänder, die für eine Gebühr von 500 Dollar abgegeben wurden. In den Redaktionen von US-Zeitungen machten sich Teams an die Auswertung. Zwar hatten sich die Empfänger des Materials schriftlich dazu verpflichten müssen, dass die Redaktionen Rücksicht auf die Gefühle der Hinterbliebenen nehmen würden. Doch die Tinte war noch nicht trocken, da prasselten die Grauen erregende Dialoge zwischen hoffnungslos eingeschlossenen Menschen und ratlosen Sicherheitskräften schon mit Vor- und Zunamen auf Hörer und Leser ein.

Immer wieder wurden Wortlautmitschnitte in den Sendern verlesen, die Zeitungen waren voll davon. Boulevardblätter griffen die furchtbarsten Einzelheiten auf, seriösere Zeitungen beschränkten sich auf Dialoge ohne direkte Hinweise auf Tod und Vernichtung.

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