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200 Jahre Mediationsakte

Die Schweiz und Frankreich feiern die Unterzeichnung der Mediationsakte durch Napoleon vor 200 Jahren. Bundespräsident Pascal Couchepin reist dazu nach Paris.

Der Schweizer Bundespräsident Pascal Couchepin nützt den Anlass am kommenden Donnerstag in Paris auch für Gespräche über aktuelle Fragen wie die Irak-Krise oder den G-8-Gipfel. Zu den Gesprächsthemen bei einem Treffen mit dem französischen Premierminister Jean-Pierre Raffarin werden nach Angaben von Präsidentensprecher Jean-Marc Crevoisier die europäische Integration, der Irak-Konflikt, die Frage der Altersrenten sowie der kommende G-8-Gipfel in Evian gehören.

Doch eigentlich stehen bei dem Besuch Couchepins historische Aspekte im Vordergrund: Am 19. Februar 1803 wurde durch die ehemaligen Bürgerkriegsgegner die Mediationsverfassung verabschiedet. Dadurch wurde die Helvetische Republik, ein Zentralstaat, in einen Staatenbund umgewandelt. Die kantonale Souveränität wurde wieder hergestellt, die früheren Untertanenverhältnisse blieben abgeschafft. Mit dem „Acte de Mediation“ (Vermittlungsakt) beendete General Napoleon Bonaparte, Erster Konsul der Französischen Republik (der 1804 die Kaiserwürde erlangte) und Schirmherr über die Schweiz, die Bürgerkriege zwischen Unitariern und Föderalisten. Diese Bürgerkriege hatten die 1798 errichtete Helvetische Republik an den Rand der Auflösung gebracht.

Mit der Verabschiedung der Mediationsverfassung am 19. Februar 1803 durch die ehemaligen Bürgerkriegsgegner in Paris wurde die Eidgenossenschaft wieder ein Staatenbund. (Seit 1848 ist sie ein Bundesstaat.) Nach den Beschlüssen von 1803 war der Gesamtstaat für Außenpolitik, Militär und Zölle zuständig. Post-, Münz- und Bildungswesen waren dagegen Sache der Kantone. Zu den 13 alten kamen sechs neue Kantone hinzu: die ehemaligen Untertanengebiete respektive gemeinen Herrschaften Aargau, Thurgau, Tessin und Waadt, sowie St. Gallen und Graubünden.

Beibehalten wurden aus der Zeit der Helvetischen Republik das Prinzip der Rechtsgleichheit für Bürger und Kantone sowie die Niederlassungsfreiheit. Die Eidgenossenschaft blieb durch einen Militärvertrag von Frankreich abhängig und musste Napoleon Truppen zur Verfügung stellen. Mit dem Zusammenbruch der napoleonischen Herrschaft 1814/15 kehrte die Schweiz zum alten Staatenbund ohne permanente eidgenössische Behörden zurück.

Insgesamt reisen über 60 Persönlickeiten aus der Schweiz nach Paris, um das historische Ereignis zu feiern. Die Kundgebung beginnt mit Napoleon-Liedern im Palais de Luxembourg, dem Sitz des französischen Senats. Von Schweizer Seite werden unter anderen Nationalratspräsident Yves Christen sowie Bundespräsident Couchepin über die für die Schweiz wichtige historische Etappe sprechen.

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