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20 Tote bei Selbstmordanschlag in Netanya

Mit einem blutigen Selbstmordanschlag in Israel haben die Friedensbemühungen im Nahen Osten einen schweren Rückschlag erlitten.

Bei einem der schwersten Attentate seit dem Beginn des Aufstands der Palästinenser vor 18 Monaten sind am Mittwoch in der Küstenstadt Netanya mindestens 20 Menschen getötet worden. Mehr als 120 Personen wurden verletzt.

Das Attentat ereignete sich zum Beginn des jüdischen Passahfests. Der Attentäter habe das Park Hotel betreten, sei durch die Lobby zum Essensraum gegangen, wo er sich in die Luft sprengte, berichtete die Polizei. Zu dem Anschlag bekannten sich die Terrororganisation Hamas und die Al-Aksa-Brigaden.

Von den Verletzten befinden sich etwa 20 in kritischem Zustand. Zahlreiche Gäste mussten mit Schocksymptomen behandelt werden. Unter den Toten waren nach Angaben des israelischen Fernsehens auch mehrere Kinder. Die israelische Führung erwägt eine militärische „Reaktion“ auf den Anschlag. Die Regierung in Jerusalem machte die palästinensische Autonomiebehörde direkt für das schwersten Attentat in Israel seit neun Monaten verantwortlich. Ministerpräsident Sharon rief seine wichtigsten Minister zu einer Krisensitzung zusammen.

US-Außenminister Powell rief Palästinenserpräsident Arafat auf, „sein Volk“ zu einem Ende der Gewalt zu bringen. Arafat müsse sich öffentlich an die Palästinenser wenden, um die Angriffe zu beenden, sagte Powell. Ansonsten zerstörten die Palästinenser ihre eigene „Hoffnung und Vision“ eines palästinensischen Staates, der „an der Seite Israels in sicheren und anerkannten Grenzen“ existieren könne. Powell betonte, der US-Sondergesandte Zinni werde seinen Bemühungen um einen Waffenstillstand fortsetzen.

Neues vom Attentäter:

Der palästinensische Attentäter stand bereits seit vier Jahren auf den Fahndungslisten der israelischen Polizei. Wie die israelischen Medien am Donnerstag berichteten, stammte der Mann aus der palästinensischen Stadt Tulkarem im Westjordanland, die etwa zwölf Kilometer östlich von Netanya liegt.

Für die Tat, bei der mehr als 100 Hotelgäste zum Teil lebensgefährlich verletzt worden waren, bekannte sich noch am Abend die Gruppe „Ezzedin el Kassam“, der militärische Flügel der radikalen Hamas-Organisation. In einer Erklärung, die nach der Tat herausgegeben wurde, hieß es: „Dies ist ein Heiliger Krieg, Sieg oder Märtyrertum.“

Abdel Basset Odeh, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder in Hotels von Netanya und anderen israelischen Städten gearbeitet. Die israelischen Geheimdienste erhielten nach Medienberichten mehrere Hinweise, dass der junge Mann einen Anschlag plane.

Die israelische Polizei begann bereits kurz nach der Bluttat eine Untersuchung, wie es möglich war, dass der Attentäter, der die Bombe offenbar in einer Art Rucksack in das Hotel brachte, die Sicherheitskontrollen am Eingang des Park-Hotels überwinden konnte. Der Polizeichef des Landes, Shlomo Aharonishki, warnte noch am Mittwoch, dass es trotz größter Anstrengungen und mit noch mehr Polizisten unmöglich sei, alle Terroranschläge zu verhindern. „Wir können nicht alle Stadtzentren hermetisch abriegeln“, meinte er. „Dieser Anschlag ist der Beweis dafür.“

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