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20 Jahre Hainburger Au

Kritische Worte kommen knapp vor dem 20-Jahr-Jubiläum der Au-Besetzung in Hainburg vom World Wide Fund for Nature (WWF). Die Umweltorganisation sieht das Naturreservat im Osten Wiens nämlich zwei Jahrzehnte nach der „Rettung“ gefährdeter denn je.

Gewarnt wird vor einer Vertiefung der Donau zur internationalen Wasserstraße sowie vor der Realisierung von Autobahnprojekten.

Besorgnis über Kanalisierung weiter Donaustrecken

Im Rahmen der Trans-Europäischen-Netzwerke (TEN) soll als erstes Teilstück die Donau zwischen Wien und Preßburg für die Schifffahrt verbessert werden. Sollte der Fluss zwischen den beiden Städten – wie vom Verkehrsministerium vorgesehen – auf 2,80 Meter ausgebaut werden, müssten insgesamt 1.000 Donaukilometer kanalisiert werden: „Mit der geplanten Kanalisierung der Donau geht Österreich als erstes Land über die Empfehlung der internationalen Donaukommission – die für die Donau flussabwärts von Wien eine Maximaltiefe von 2,50 Meter vorsieht – hinaus. Und das im Nationalpark“, zeigt sich WWF-Auenexperte Ulrich Eichelmann besorgt.

Das Gefährliche an diesen Ausbauplänen ist laut WWF die Tatsache, dass sich daran alle anderen Donaustaaten orientieren werden. „Es geht nicht nur um unsere Donau-Auen, sondern um mehr als 1.000 Kilometer wertvollste Auengebiete in Deutschland, der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien“, ergänzt WWF-Geschäftsführer Günther Lutschinger. Insgesamt seien drei Nationalparks, zehn Ramsar-Schutzgebiete, ein Weltkulturerbe und eine Vielzahl an Natura 2000-Gebieten von dieser „weit reichenden Entscheidung im Verkehrsministerium“ betroffen.

Ca. 5.000 Tier- und Pflanzenarten wären bedroht

Der Nationalpark Donau-Auen wurde 1996 eröffnet und ist 9.300 Hektar groß. Im Strom selbst, in den Auwäldern, Nebenarmen und auf den Inseln leben etwa 5.000 Tier- und Pflanzenarten – darunter Au-Hirsch, Seeadler, Sumpfschildkröte und rund 60 Fischarten. „Jeder weitere Ausbau der Donau würde wertvolle Lebensräume zerstören und die Hochwassergefahr empfindlich erhöhen“, warnt Lutschinger.

Eine andere – ebenfalls aktuelle – Gefährdung für die Donau-Auen sind die geplanten Autobahnen: Sehr konkret ist nach Angaben des WWF die geplante Lobau-Autobahn (ein Teilstück der Wien-Umfahrung), wo noch in diesem Jahr das Verkehrsministerium die Entscheidung über die genaue Trasse fällen werde. Auch im Norden des Nationalparks könnte in einigen Jahren eine Hauptverkehrsroute vorbeiführen – nämlich die Marchfeld-Autobahn, die Preßburg und Wien verbindet. Lutschingers Fazit: „Das Jubiläum bietet wenig Anlass zum Feiern oder zur besinnlichen Rückschau. Die Donau-Auen brauchen wieder unseren gesamten Einsatz, sonst könnten wir viel von dem, was 1984 gewonnen wurde, wieder verlieren.“

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