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20 Jahre Aubesetzung

Symbolbild
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Zeitzeugen der Au-Besetzung vor 20 Jahren würden heute wieder so handeln: Karl Blecha (S), 1984 Innenminister der rot-blauen Koalitionsregierung würde heute „selbstverständlich“ wieder die Exekutive in die Hainburger Au schicken.

Blecha betonte gegenüber der APA, dass er sich lediglich an gültige Rechtstitel gehalten habe. Und Günther Nenning würde sich wieder in die Au setzen, um genau dagegen zu demonstrieren.

“Vernünftige” Haltung der Regierung Sinowatz

Blecha verteidigte im Gespräch mit der APA die „sehr vernünftige“ Haltung der Regierung Sinowatz: „Wir haben das Gesprächsklima mit allen Seiten aufrechterhalten, damit Österreich keinen Schaden erhält“. Es habe „niemals eine abgebrochene Gesprächssituation“ gegeben und man wollte einen „Riss in der Bevölkerung“ verhindern. „Mit viel Behutsamkeit, Cleverness und Überlegtheit sind wir nicht drüber gefahren – so wie es heute üblich ist“, versetzte er bei dieser Gelegenheit der derzeitigen Bundesregierung einen Seitenhieb. Schließlich habe er sich als Innenminister an rechtliche Grundlagen gehalten. Diese seien durch den Bescheid des Landwirtschaftsministerium vorhanden gewesen. Angesichts der Proteste in der Au musste dem Recht zum Durchbruch verholfen werden, denn „diese unbefugten Leute“ in der Au hätten eben „glatte Rechtsbrüche“ begangen. Darüber hinaus hätten „Tausende Arbeiter um ihre Arbeitsplätze gebangt“.

“Kritische” Situation

Zu dem Vorwurf, dass die Exekutive brutal gegen die Au-Besetzer vorgegangen sei, konterte der Seniorenvertreter, dass die politisch Verantwortlichen „sehr behutsam“ gewesen seien, um den Konflikt politisch zu lösen. Blecha räumte ein, dass die Situation kritisch gewesen sei, aber sie werde heute anders bewertet als damals. Noch nie sei über ein Thema so „divergierend geschrieben worden“ wie über die Au-Besetzung, erklärte er kritische Berichte über den Einsatz der Polizei. „Wir waren nicht die Finsterlinge der Republik“ und „Es hat keinen kaltblütigen Einsatzbefehl gegeben“, sieht der damalige Innenminister keine Fehler in seiner damaligen Vorgangsweise. Am Anfang der Rodungsarbeiten hätten rund 200 Demonstranten die Zufahrtswege blockiert: diese seien aus seiner Sicht von den Exekutivbeamten „mit Samthandschuhen“ ganz „sanft“ weggetragen worden. Die „Kronen Zeitung“ habe daraus schon einen blutigen Zusammenstoß gemacht, vielmehr habe es kein „wildes Hauen“ gegeben. Die Situation sei überhaupt erst durch den Einsatz der Medien eskaliert.

Der damalige Au-Besetzer Günther Nenning wird den Jahrestag nicht auf eine besondere Art und Weise begehen: „Ich blicke ungern zurück, ich schaue lieber in die Zukunft. Und solche Veteranentreffen liegen mir überhaupt nicht.“ Zu den Äußerungen von Karl Blecha meinte er lediglich, dass sich auch er im Recht gefühlt hatte, aber „wenn man sich seiner Sache sicher ist, braucht man nicht darauf herumreiten, ob man Recht hat oder nicht.“ Er würde sich heute wieder in die Au setzen und Widerstand leisten, „auch wenn ich jetzt nicht mehr so gut bei Fuß bin“.

Noch viele Hainburgs für Österreich?

Wenn er, Nenning, in die Zukunft schaue, dann sehe er viele Hainburgs auf Österreich zukommen: „Hainburg ist immer da“. Der Nationalpark Donau-Auen solle durch eine Hochleistungsstraße zerschnitten werden, die Donau-Mündung am Schwarzen Meer sei durch eine Einsenkung für Schiffe ebenfalls gefährdet. Im Tiroler Ötztal plane man einen „gewaltiger Kraftwerksbau“, der zu mehr Zerstörung führen werde als der Fremdenverkehr. Nenning zeigte sich aber auch zuversichtlich, da es heute eine junge Generation gebe, „die sehr am Ball ist“. Das zeige sich in Wien beispielsweise im Bezirk Neubau, wo die Grünen am stärksten vertreten seien.
Dass durch die Au-Besetzung der Kraftwerksbau schließlich gestoppt wurde, will Blecha nicht so stehen lassen: Nach dem „Weihnachtsfrieden“ wurde Anfang des Jahres alles neuerlich geprüft, es kam dann später zur Aufhebung des Bescheides durch den Verwaltungsgerichtshof. Der Kraftwerksbau sei gestoppt worden, weil es rechtliche Einwände gegeben habe. Und: Ein Nationalpark sei auch mit einem Kraftwerk nie ausgeschlossen gewesen.

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