1914/2014 - Gedenkfeier im belgischen Lüttich
Am 4. August 1914 hatten deutsche Truppen das neutrale Belgien überfallen. Belgiens Königspaar Philippe und Mathilde begrüßte am Montag den deutschen Präsidenten Joachim Gauck in der ostbelgischen Stadt.
Erwartet wurden unter anderem Frankreichs Präsident François Hollande sowie der britische Thronfolger William mit seiner Frau Kate. Österreich ist durch Bundespräsident Heinz Fischer vertreten. Weitere Veranstaltungen sollten in der damals stark zerstörten Stadt Löwen und auf dem Soldatenfriedhof St. Symphorien nahe Mons stattfinden.
Kampf gegen Nationalismus
Gauck rief zu einem entschiedeneren Kampf gegen Nationalismus und die Missachtung der Menschenrechte auf. Es gehe nicht nur um die Erinnerung an das damalige Leid. “Wir erinnern uns auch daran, dass wir gemeinsam eine Verantwortung haben für die Welt. Wir können nicht gleichgültig bleiben, wenn Menschenrechte missachtet werden, wenn Gewalt angedroht oder ausgeübt wird”, sagte Gauck. “Wir müssen aktiv eintreten für Freiheit und Recht, für Aufklärung und Toleranz, für Gerechtigkeit und Humanität.”
Ohne aktuelle Krisen wie etwa die Ukraine direkt zu erwähnen, erinnerte Gauck an einen “Nationalismus, der beinahe alle Herzen und Hirne verblendet” habe sowie eine maßlose Propaganda, die eine “Verteufelung des Feindes” mit sich brachte. Beides sind Vorwürfe, die sich Russen und Ukrainer derzeit im Kampf um die Ostukraine auch machen. Der Bundespräsident benutzte zudem einen Ausdruck, den Bundeskanzlerin Angela Merkel mehrfach bei ihrer Kritik an dem russischen Vorgehen in der Ukraine verwendet hatte: “Statt des Rechts des Stärkeren gilt in Europa heute die Stärke des Rechts”, sagte er. Dies müsse so bleiben.
Kriegserklärung am 3. August
Tags zuvor hatten Gauck und Hollande auf dem Hartmannsweilerkopf im Elsass des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren gedacht. Dort waren bei verlustreichen Kämpfen fast 30.000 Deutsche und Franzosen ums Leben gekommen. Am 3. August 1914 hatte das Deutsche Reich Frankreich den Krieg erklärt.
Hollande forderte, Europa müsse als Vorbild “eine Perspektive aufzeigen für Arbeit, Erziehung und Wissen”. Die Verteidigung des Friedens müsse die Perspektive sein für jede Generation von heute. So forderte Hollande “alle Anstrengungen für einen Waffenstillstand im Gaza-Streifen”. Das Leiden der Menschen dort müsse beendet werden.