19 Jahre Haft nach Messerattacke auf Taxilenker in NÖ

Dem 28-jährigen Verdächtigen wird vorgeworfen, am 11. September 2023 während der frühen Morgenstunden während einer Taxifahrt dem Fahrer unerwartet von hinten mit einem Klappmesser zugestochen zu haben. Der Fahrer, der damals 49 Jahre alt war, sprang daraufhin aus dem Fahrzeug und hielt die Tür geschlossen, um den Angreifer am Aussteigen zu hindern. Der Verdächtige verließ das Fahrzeug jedoch auf der anderen Seite, woraufhin ein Kampf hinter dem Auto ausbrach. Dabei soll der Angeklagte auch ein Stanleymesser gezogen haben.
Nach Messerattacke auf Taxilenker: 28-Jähriger bekannte sich vor Gericht schuldig
Der Lenker schaffte es dann wieder zurück in den Wagen und fuhr los. Der 28-Jährige soll durch das offene Fenster weiter zugestochen haben. Der Pkw kam von der Straße und blieb seitlich im Graben liegen. Der Beschuldigte soll nachgelaufen sein und den türkischstämmigen Chauffeur nochmals mit Pfefferspray besprüht haben. Dann kletterte der Angeklagte in den Wagen und raubte den Rucksack des Lenkers, in dem sich u.a. Zigaretten und eine Getränkedose befanden. Das Opfer konnte den Notrufknopf drücken, es wurde blutüberströmt zurückgelassen. "Ich habe gedacht, ich sterbe", sagte der Mann. Dann habe er das Bewusstsein verloren. Der schwer verletzte 49-Jährige wurde in ein Wiener Spital eingeliefert.
Der 28-Jährige bekannte sich in der Geschworenenverhandlung zu allen Vorwürfen schuldig. In der Nacht der Tat habe er zwei Messer, einen Pfefferspray, einen Schlagring und einen Handbohrer in eine Tasche gepackt und die Wohnung verlassen, erzählte er. Beim Heimweg von einem Spaziergang im Wald habe er in Mödling beschlossen, einen Taxilenker auszurauben.
28-jähriger Angeklagter mit Persönlichkeitsstörung aber zurechnungsfähig
Während der Fahrt von Mödling nach Breitenfurt habe er sich zunächst mit dem Chauffeur unterhalten, dann "habe ich ein Messer herausgenommen und ein paar Mal von hinten zugestochen", schilderte der 28-Jährige den Beginn des Angriffs: "Ich konnte mich nicht kontrollieren." Als sich der Lenker schließlich schwer verletzt im Auto befand und der Angeklagte Sirenen hörte, machte er sich aus dem Staub: "Ich dachte, er ist schon tot." Sein Handy blieb im Auto zurück. Der 28-Jährige aus Wien - seine Staatsangehörigkeit ist ungeklärt - wurde zwei Tage nach der Tat in Mödling festgenommen. Als Motiv nannte er am Dienstag nach mehrmaligem Nachfragen Geldmangel.
Laut einem Gutachten des Psychiaters Manfred Walzl leidet der Angeklagte an einer kombinierten Persönlichkeitsstörung, ist aber zurechnungsfähig. Neuerliche Taten bis hin zum Mord seien zu befürchten.
Nach Messerattacke auf Taxilenker: 28-Jähriger wegen versuchten Mordes und schweren Raubes schuldig gesprochen
Der Taxifahrer erlitt laut Gutachter Wolfgang Denk um die 35 Stich- und Schnittwunden. Das Opfer leidet der Privatbeteiligtenvertreterin zufolge nach wie vor an den psychischen und körperlichen Folgen des Angriffs. Seinen Beruf werde er nicht mehr ausüben können. Laut Walzl leidet das Opfer an einer Anpassungsstörung.
Schuldig gesprochen wurde der 28-Jährige in der Geschworenenverhandlung auch wegen schweren Raubes, Sachbeschädigung und wegen eines Vergehens nach dem Waffengesetz. Dem Opfer wurden 14.722 Euro zugesprochen. Mildernd wirkten sich bei der Strafbemessung der Versuch und das Geständnis aus. Erschwerend war u.a. die "äußerst brutale und heimtückische Vorgehensweise", sagte die vorsitzende Richterin Birgit Borns. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf Rechtsmittel. Die Verteidigung gab keine Erklärung ab. Damit ist das Urteil nicht rechtskräftig.
(APA/Red)