Der Angeklagte prügelte seine schwangere Freundin immer wieder, bis er ihr "versehentlich" den Unterkiefer brach. Die Richterin vertagt die Verhandlung zur Einholung eines psychiatrischen Gutachtens.
Eigentlich haben sich am Freitag drei junge Burschen im Straflandesgericht
Wien verantworten müssen, weil sie einen Mann niedergetreten haben sollen – Hauptthema der bereits fortgesetzten Verhandlung war aber die 18-jährige Hauptfigur des Trios: Der Angeklagte soll seiner damaligen Freundin den Unterkiefer gebrochen und sie selbst dann noch geprügelt haben, als sie schwanger war. Nach dem ersten Prozesstag Anfang Jänner schlug er das Mädchen neuerlich und sperrte es ein. Das Verfahren gegen ihn wurde schließlich zur Einholung eines psychiatrischen Gutachtens ausgeschieden; seine beiden Freunde erhielten bedingte Freiheitsstrafen.
“Sie haben Ihrer Freundin den Unterkiefer gebrochen?”, fragte Richterin Beate Matschnig den 18-Jährigen. “Das war ein Versehen. Ich will nicht aussagen”, lautete die Antwort. In einem Brief an das Gericht hatte der Bursch erklärt, er mache sich Sorgen um die Freundin: “Ich weiß nicht, mit wem und wann sie sich trifft. Sie zieht sich kurze Röcke und Tops an, um mich zu provozieren oder eifersüchtig zu machen und das, obwohl sie schwanger ist.” – “Das klingt nach Eigentum. Sie kann machen, was sie will”, meinte die Richterin. “Das gilt dann aber auch für mich”, entgegnete der Angeklagte. “Sie können sich trennen, wenn Ihnen das nicht passt, aber sie nicht schlagen.”
Der Angeklagte wurde aus dem Gerichtssaal gebracht.
Als das Mädchen in den Zeugenstand gerufen wurde, baute sich der Angeklagte vor ihr auf: “Wie geht’s? Besuch mich mal.” Daraufhin wurde er aus dem Gerichtssaal gebracht. Rund ein Jahr habe die Beziehung gedauert, er sei sehr eifersüchtig gewesen, meinte die junge Frau. Am 27. Juli vergangenen Jahres wollte sie sich mit ihrer Mutter treffen: “Das hat ihm nicht gepasst. Dann hat er hingeschlagen und getreten.” Schließlich habe er mit beiden Händen ihren Unterkiefer zusammengedrückt, bis dieser brach: “Das Blut ist hinuntergelaufen. Er hat blöd geredet, dass er sich jetzt besser fühlt.”
Schließlich sei sie schwanger geworden, er habe sie trotzdem weiterhin geschlagen. “Wollte er das Kind nicht?”, fragte die Richterin. “Doch, er hat gemeint, endlich habe er einen Beweis, dass ich bei ihm bleibe. Dann hab ich nachzudenken begonnen.” Als sie sich am 12. Jänner dieses Jahres trennen und ihre Sachen aus seiner Wohnung holen wollte, schlug und trat der Bursch wieder auf das Mädchen ein, würgte und biss es. Gutachten belegen entsprechende Verletzungen. Er soll die Frau auch mit dem Tod bedroht haben und sperrte sie in der Wohnung ein.
“Wird schon nichts passieren.”
Als das Mädchen aus dem Zeugenstand entlassen wurde, kam es vor dem Gerichtssaal zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten, seiner Familie und der Frau, woraufhin man Verstärkung bei der Justizwache anforderte. Das quittierte der 18-Jährige mit einem “Wird schon nichts passieren”. “Ich kann nicht die ganze Familie im Zaun halten”, meinte die Richterin, die das Verfahren gegen ihn schließlich ausschloss und zur Einholung eines psychiatrischen Gutachtens vertagte. Seine beiden Freunde erhielten wegen schwerer Körperverletzung eine Freiheitsstrafe von jeweils sieben Monaten bedingt, die ihnen bei einer Probezeit von fünf Jahren nachgesehen werden