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"155 - Kriminalfall Kaprun": Buch soll Wahrheit ans Licht bringen

Ein Buch zur Kaprun-Katastrophe im November 2000 soll jetzt die Wahrheit ans Licht bringen.
Ein Buch zur Kaprun-Katastrophe im November 2000 soll jetzt die Wahrheit ans Licht bringen. ©APA
Nicht Produktions- und Konstruktionsmängel bei dem Heizlüfter, durch den am 11. November 2000 die Kaprun-Katastrophe mit 155 Toten ausgelöst wurde, sondern dessen Einbausituation war schuld an der Entstehung des Brandes in einem Zug der Standseilbahn. Das geht aus dem von zwei Journalisten verfassten und am Montag in Wien präsentierten Buch "155 - Kriminalfall Kaprun" hervor.

Die Autoren, Kurier-Redakteur Hannes Uhl und der deutsche Journalist Hubertus Godeysen, erhielten bei ihren Recherchen prominente Unterstützung, nämlich durch die Anklägerin im Salzburger Strafverfahren, die mittlerweile pensionierte Staatsanwältin Eva Danninger-Soriat. Der Prozess endete vor zehn Jahren mit erstinstanzlichen Freisprüchen gegen alle 16 Angeklagten. Diese Entscheidung ist längst rechtskräftig. Eine Verkettung unglücklicher Umstände habe das Unglück ausgelöst, der Brand sei durch einen defekten Heizlüfter entstanden, hielt das Gericht fest.

Undichte Hydraulikleitungen

Dass Ermittlungen durch das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg dem deutschen Hersteller des Heizlüfters keine Schuld nachweisen konnten, fand im österreichischen Verfahren keine Berücksichtigung. Vielmehr war der Umstand, dass der für den Gebrauch in Haushalten, nicht aber in Fahrzeugen vorgesehene Heizlüfter im Führerstand unmittelbar neben undicht gewordenen Hydraulikleitungen eingebaut worden war, schuld an dem Brand, so Godeysen und Uhl unter Berufung auf deutsche Ermittler.

Kaprun: Ermittlungsergebnisse unterschiedlich

“Das Ergebnis dieser Ermittlungen unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom Ergebnis des österreichischen Strafverfahrens”, zitierten die Autoren aus dem LKA-Ermittlungsbericht. Außerdem hätten bei den den deutschen Ermittlern überlassenen Beweismitteln genau jene gefehlt, mit denen im Kaprun-Prozess die Konstruktionsfehler am Heizlüfter und damit die Freisprüche begründet worden waren.

Autoren: “Es geht nicht um Schuldzuweisungen”

Ihnen gehe es nicht um Schuldzuweisungen, betonten Uhl und Godeysen. Auch der Zeitpunkt des Erscheinens ihres Buches fast auf den Tag genau zehn Jahre nach der Verkündung des erstinstanzlichen Urteils sei eher ein Zufall. Ihnen gehe es darum, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Ausdrücklich wiesen die Journalisten darauf hin, dass die bei der Aufarbeitung der Katastrophe und am Prozess Beteiligten beim Autorisierungsprozess des Buchs die Darstellungen pauschal zurückgewiesen hätten. Diese berücksichtigten wesentliche Faktoren nicht und stellten falsche Zusammenhänge her. Die meisten Angesprochenen hätten ihre Kritik jedoch nicht konkretisiert, so die Autoren. (APA)

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