Allein in den Jahren 2001 bis 2003 hätten drei Millionen Kinder einen oder beide Elternteile wegen der Immunschwächekrankheit verloren, heißt es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF), des Aids-Programms der Vereinten Nationen (UNAIDS) und der US-Behörde für Internationale Entwicklung (USAID).
Die Waisenkrise ist wohl das grausamste Vermächtnis der Aids-Pandemie, sagte UNICEF-Direktorin Carol Bellamy auf der 15. Welt-Aids-Konferenz in Bangkok. Bis zum Jahr 2010 lebten wahrscheinlich alleine in Afrika südlich der Sahara bis zu 17 Millionen Kinder, deren Mutter oder Vater an Aids gestorben sei, heißt es in dem Bericht weiter.
Unterdessen warf Frankreich den USA vor, arme Länder dazu zu drängen, die Produktion von Nachahmermedikamenten, so genannten Generika, aufzugeben. Im Gegenzug biete Washington Freihandelsabkommen an. In einer schriftlichen Botschaft an die Bangkoker Konferenz erklärte der französische Staatspräsident Jacques Chirac, die amerikanische Politik komme Erpressung gleich. Aus US-Kreisen wurde diese Kritik als Unsinn zurückgewiesen.
Die 15. Welt-Aids-Konferenz begann am Sonntag. Der Schwerpunkt der einwöchigen Tagung in Bangkok liegt auf dem besseren Zugang zu Medikamenten und besserer Vorbeugung. Weltweit sind 38 Millionen Menschen mit HIV infiziert, 30 Millionen von ihnen in Entwicklungsländern. Im vergangenen Jahr steckten sich fünf Millionen Menschen an, drei Millionen Aids-Kranke starben. Das waren die höchsten Zahlen seit Entdeckung des Aids-Erregers vor 23 Jahren.
Beschleunigte Entwicklung von HIV-Kombipackung
Boehringer Ingelheim und GlaxoSmithKline (GSK) wollen die Entwicklung einer Kombinationspackung von Viramune (Nevirapine) und Combivir (Lamivudine/Zidovudine) beschleunigen, mit dem die chronische Behandlung der HIV-Infektion in den Entwicklungsländern ermöglicht werden soll. Die schwierigen Umstände, denen eine Behandlung und Pflege von HIV-Patienten in den Entwicklungsländern unterworfen ist, haben die Pharmaunternehmen laut Aussendung dazu veranlasst, die Behandlung zu vereinfachen und den Zugang zu anti-retroviralen Medikamenten für Mitmenschen mit HIV zu verbessern.
Boehringer Ingelheim und GSK haben bereits erste Kontakte mit der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) über die Entwicklung der Kombinationspackung aufgenommen. Ziel ist es, die Packung gemäß den neuen FDA-Richtlinien zu entwickeln, die letztendlich auf eine Erweiterung der Behandlungsoptionen für HIV in den Entwicklungsländern abzielen. Die Verfügbarkeit der Viramune-Combivir-Kombinationspackung hängt von der Zustimmung der verschiedenen Aufsichtsbehörden und der Unterzeichnung eines endgültigen Abkommens ab.
Die Kombinationspackung von Viramune und Combivir ist die schnellste Strategie, mit der der Zugang zu einer HIV-Behandlung in den Entwicklungsländern gefördert werden kann. Im praktischen Einsatz wird die Viramune-Combivir-Kombinationspackung die Verteilung und Lieferung einer anerkannten Dreifachtherapie an die Patienten gestatten, die diese Behandlung dringend benötigen, sagte der Sprecher von Boehringer Ingelheim, Alessandro Banchi.