15.400 Anmeldungen für Medizin-Aufnahmetest
Nach dem Rekordjahr 2021, mit damals fast 18.000 Anmeldungen, sind die Anmeldezahlen für den Medizin-Aufnahmetest in diesem Jahr weiter leicht rückläufig.
Zehn Bewerber für einen Studienplatz an MedUni Wien
Insgesamt haben sich 15.400 Interessenten heuer für einen der diesmal 1.850 Plätze an den Medizinischen Universitäten Wien, Innsbruck und Graz sowie der Medizin-Fakultät der Uni Linz beworben, wie die Unis am Freitag per Aussendung mitgeteilt haben. Rückgänge gab es an allen Standorten außer der Uni Linz.
An der Medizin-Uni Wien kommen allerdings immer noch zehn Bewerbungen auf einen Studienplatz, an der Medizin-Uni Innsbruck sind es acht, in Graz und nunmehr auch in Linz sieben. Erfahrungsgemäß erscheinen jeweils rund 80 Prozent der Angemeldeten auch tatsächlich zur achtstündigen schriftlichen Prüfung, die heuer am 7. Juli stattfindet.
Zusätzliche Fragen zu sozial-emotionalen Kompetenzen bei Medizin-Aufnahmetest
Bei dieser werden vor allem Wissen aus medizinrelevanten Fächern (v.a. Biologie, Chemie, Physik, Mathematik) und Kognitive Fähigkeiten (u.a. Merkfähigkeit, Implikationen erkennen) abgefragt. Zehn Prozent des Testergebnisses hängen vom Testteil Textverständnis ab, weitere zehn Prozent vom Teil Emotionen erkennen und Soziales Entscheiden. Nach einer Debatte über die Rolle sozialer Kompetenzen beim Aufnahmeverfahren wurde dieser Testteil diesmal um zusätzliche Fragen aus dem Bereich "Emotionen Regulieren" erweitert und die Zahl der Fragen in diesem Block erhöht.
Die Gewichtung der sozial-emotionalen Kompetenzen für das Gesamtergebnis blieb dabei unverändert. Ziel des Tests sei es immerhin, die Studierfähigkeit zu überprüfen, begründete Wolfgang Fleischhacker, Rektor der Medizin-Uni Innsbruck, bei einem Hintergrundgespräch am Donnerstagnachmittag den Fokus auf Wissen und kognitive Fähigkeiten. "Er ist nicht dazu da, vorherzusagen, wer nach dem Studium eine gute Ärztin oder ein guter Arzt sein wird." Diese Aufgabe erfülle er auch, die Dropout-Quoten seien von 50 auf fünf Prozent gesenkt worden. Außerdem gebe es damit ein rechtssicheres, objektivierbares Verfahren ohne Elemente der Beliebigkeit, betonte Markus Müller, Rektor der Medizin-Uni Wien.
Rektoren sehen hohe Sozialkompetenz bei Medizin-Studenten
Gleichzeitig seien soziale Kompetenzen unbestritten relevant für die Ärzteausbildung, so Fleischhacker. "Das lehren wir auch". In der theoretischen und praktischen Ausbildung spielten diese Aspekte während des gesamten Studiums eine wichtige Rolle, bei der Vermittlung werden auch Psychologen oder Pädagogen als Lehrende eingesetzt. Die Rektoren orten bei ihren Studierenden jedenfalls hohe Sozialkompetenz. In der Coronapandemie etwa hätten viele von ihnen freiwillig große Leistungen für das Gesundheitssystem erbracht.
Ärztekammer fordert mehr Sozialkompetenz auch im Medizin-Studium
Für die Ärztekammer sind die zusätzlichen Fragen zu sozial-emotionaler Kompetenz zwar ein Schritt in die richtige Richtung, aus ihrer Sicht müsse aber künftig auch die Gewichtung des Tests angepasst werden. "Wir brauchen auch gute Ärzte - und nicht nur gute Studenten", forderte Harald Mayer, Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte, weiter mehr Fokus auf soziale Kompetenzen und eine Reform des Aufnahmeverfahrens. Auch im Studium selbst müssten soziale Kompetenzen einen höheren Stellenwert bekommen. Mayer forderte etwa die bundesweite Ausrollung eines Best-Practice-Modells der Wiener Medizin-Uni, bei dem Erstsemestrige ein Praktikum im Haus der Barmherzigkeit absolvieren, um früh ein Verständnis für Pflege, deren Tagesablauf und den Umgang mit Patientinnen und Patienten in besonderen Situationen zu erleben.
(APA/Red)