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100.000. Besucherin war Trümmerfrau

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Riesenzufall am Mittwoch: Die 100.000. Besucherin der Ausstellung „Das neue Österreich“ im Oberen Belvedere ist eine so genannte „Trümmerfrau“. Link: Mehr zur Ausstellung...

Bei der Ehrung am Mittwoch freute sich Hannes Androsch, Präsident des geldgebenden Personenkomitees der Ausstellung, der 86-jährigen Mathilde Gaydora „zu diesem Zufall“ gratulieren zu können. Ein neues Begleitheft zur Ausstellung gibt es noch nicht, aber es soll bis Mitte August fertig sein, bestätigte Wolfgang Findl, Finanzchef im Belvedere, gegenüber der APA.


„Wenn ein Anzug verschnitten ist, muss man einen neuen machen lassen“, sagte Androsch nach der Ehrung über das zurückgezogene Begleitheft „Trümmer. Träume. Topfenstrudel“ der APA. Das Konzept Broschüre für Gymnasiasten war nach Protesten des Personenkomitees zurückgezogen worden. Die Authentizität der Ausstellung sei nicht wiedergegeben worden, außerdem seien methodische Fehler gemacht worden, begründete Androsch. Als Beispiel nannte Androsch vorgesehene Methoden im Heft, die ein fünfstündiges Seminar in der Ausstellung notwendig gemacht hätten. Seine Kritik an der Darstellung der Wirtschaftsgeschichte äußerte Androsch nicht mehr.


„Wir machen keine Zensur, keine Bücherverbrennung“, betonte der Industrielle. Die Autoren des Heftes aus der Belvedere-Kunstvermittlung könnten mit der Broschüre machen, was sie wollen. Die Kuratoren der Ausstellung würden nun selbst zur Feder greifen. Die Fehler seien eben übersehen worden, Androsch habe die Broschüre erst am 16. Mai – einen Tag nach der Ausstellungseröffnung – gelesen.


Die neue Broschüre sollte bis Ende Juni fertig sein, nun benötige man noch Zeit bis Mitte August. Das Heft soll auch in einer höheren Auflage als 10.000 Stück vorliegen, erläuterte Finanzchef Wolfgang Findl der APA. Die Kosten der eingezogenen Broschüre beliefen sich auf rund 25.000 Euro. Die Neuauflage werde nicht mehr kosten, da gewisse Texte und das Layout von der ersten Broschüre übernommen werden könnten. Eventuell werde eine Verteilung des Begleithefts an Schulen durchgeführt, da die Ausstellung nur noch bis 1. November geöffnet ist.

Erinnerungen aus der Zeit vor 1955


Die 100.000 Besucherin erzählte jedenfalls den ehrenden Politikern – neben Androsch, Kulturstaatssekretär Franz Morak (V) und der Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (S) – passend von ihren Erinnerungen an den Staatsvertrag: „Ich war beim Ballhausplatz. Bundeskanzler Julius Raab und Außenminister Leopold Figl sind aus Russland mit dem Staatsvertrag aus Moskau gekommen. Es war sehr ergreifend“. Die rüstige Dame, Jahrgang 1919, sei gerade an dem Tag (5. Juli) in der Ausstellung gewesen, als Sozialministerin Ursula Haubner (B) Frauen der Aufbaugeneration ins Belvedere zum Frühstück eingeladen hatte, erzählte Androsch.

Besucherandrang


Über den Besucherandrang ist man natürlich erfreut: Bereits sieben Wochen nach der Ausstellung könne man die 100.000 Besucherin begrüßen, heute zähle man schon 115.000 Besucher, schilderte Androsch. „Das ist ohne Zweifel einzigartig, dieses Interesse“. Morak betonte, dass die Ausstellung zu keiner Kontroverse führe, und dass sich jeder in der Ausstellung wiederfinde. „Dieser Ort ist ein Ort der Begegnung der Generationen geworden“, verwies Mailath-Pokorny auf die gerade anwesenden Schulklassen.


Die geehrte Dame konnte sich über viele Geschenke freuen: Eine einwöchige Franz Xaver Mayer-Kur in Kärnten, Blumen, ein Gutschein für ein Essen im Restaurant des Belvederes, ein Ausstellungskatalog, sowie ein Korb mit Wien, Schokolade und mit dem Buch „Von der Befreiung zur Freiheit. Ein Photoalbum 1945 – 1960“ vom Erich Lessing.

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