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10-Jahres-Jubiläum in der Politik

Seine liberalkonservative Forza Italia, die 1994 gegründet und zum Großteil mit Mitteln der Fininvest finanziert wurde, leitet Berlusconi nach amerikanischen Management-Methoden.

Die Parteigänger müssen in dunkelblau auftreten und sich als „Azzurri“ bezeichnen, in Analogie zur traditionellen Farbe der Dressen der Fußball-Natinalmannschaft – für Berlusconi ein Ausdruck von Patriotismus.

Die Partei wurde zum Kristallisationspunkt eines gemäßigten, vor allem gegen die Linke gerichteten Bündnisses, dem sich die populistische Lega Nord und die (ehemals) postfaschistische Alleanza Nazionale anschlossen. Mit dem aufsehenserregenden Sieg bei den Parlamentswahlen im März 1994 – Forza Italia wurde „aus dem Stand“ stärkste Fraktion – sicherte sich Berlusconi den Regierungssitz. Sein erstes Kabinett war jedoch kurzlebig. Neun Monate nach dem Wahlerfolg stürzte die Regierung wegen des Austritts der Lega Nord aus dem Koalitionsbündnis.

2004, zehn Jahre später, sind die Forza Italia, die Lega Nord und die Alleanza Nazionale immer noch im Rahmen einer seit Mai 2001 amtierenden zweiten Regierung Berlusconi in Rom an der Macht und feiern das zehnte Jubiläum des Einstiegs des „Cavaliere“ (Ritter, wie italienische Medien Berlusconi nennen) in die Politik. „Ein zehnjähriger Kampf zur Verteidigung der Freiheit“, lautet das Motto, mit dem die Forza Italia am kommenden  Samstag im Kongresspalast im römischen Stadtviertel EUR feiert.

Größte Heiterkeit und freudige Gelassenheit kommt jedoch in diesen Tagen nicht auf. Nach der Enttäuschung wegen der verfehlten Einigung über die neue EU-Verfassung in Brüssel – ein schwerer Schlag für die italienische EU-Präsidentschaft unter Silvio Berlusconi – ist der Medientycoon zunehmend unter Druck geraten. Staatschef Carlo Azeglio Ciampi weigerte sich im Dezember, die von Berlusconis Mitte-Rechts-Allianz durchgesetzte Medienreform zu  unterzeichnen. Das römische Verfassungsgericht erklärte ein von der Regierungskoalition im Juli verabschiedetes Immunitätsgesetz als verfassungswidrig, was zur Neuaufrollung eines heiklen Korruptionsgesetzes gegen den TV-Zaren führen könnte.

Selbst durch die Umfragewerte erhält der smarte Dauerlächler derzeit einen schweren Schlag. Zudem halten sich hartnäckige Spekulationen und Gerüchte, er sei gesundheitlich angeschlagen; gleichzeitig ist Zwist unter seinen Koalitionspartnern an der Tagesordnung. Zum Trost und um sich in Hinblick auf die Europawahlen im Frühjahr fit präsentieren zu können, gönnte sich der imagebewusste TV-Fürst dieser Tage ein kleines Face-Lifting, um die Falten um die Augen zu glätten. Eine Schönheitsoperation gegen die Depression, spötteln seine Gegner.

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