10 Jahre PISA - Österreichs Schulsystem ist immer noch unfair

Österreich habe immer schon mit einer relativ großen Risikogruppe zu kämpfen gehabt, es gelinge nicht, diese ausreichend zu fördern. Bei der jüngsten PISA-Studie 2009 konnten 28 Prozent der Schüler nicht sinnerfassend lesen, 15 Prozent haben in allen drei Bereichen massive Probleme. Dabei sei im Vergleich zu den vorherigen PISA-Erhebungen eine leichte bis mittlere Zunahme bei den Risikoschülern festzustellen, bei einer gleichzeitigen leichten Abnahme der Spitzenschüler. “Diese Entwicklung ist zwar statistisch nicht aussagekräftig, zeigt aber leichte Tendenzen, die insgesamt dem Ergebnis bei PISA 2009 entsprechen, wo die Leistungen in allen drei Domänen etwas geringer ausgefallen sind”, so Schwantner.
Schüler mit Migrationshintergrund benachteiligt
Ebenfalls traditionell benachteiligt seien die Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Diese erbringen, unabhängig davon, ob sie noch im Ausland oder bereits in Österreich geboren wurden, bei PISA seit der ersten Erhebung schlechtere Ergebnisse als einheimische Schüler. Der sozioökonomische Hintergrund erkläre dabei ein Drittel der Leistungsunterschiede, so Schwantner. “Auch hier fehlt es an Ausgleichsmöglichkeiten, wie man die Jugendlichen adäquat fördern kann.”
Bifie zweifelt an Aussagekraft von PISA
Allerdings ist laut Bifie-Direktor Josef Lucyshyn die Aussagekraft von PISA darüber, wie viel Schüler in den abgefragten Bereichen können, ohnehin eingeschränkt. Denn bei PISA werde ein “Katalog von Weltwissen” abgefragt, der von Experten erstellt und bei dem nationale Lehrpläne sowie die kulturellen Hintergründe von Bildung und Schule ignoriert werden. “Man kann sagen: Im Vergleich mit anderen Ländern schneiden wir so ab.” Lucyshyn verwies darauf, dass sich Bildungsziele, Lehrpläne und die Einstellung zu Bildung in Österreich oder die Organisation des Schulwesens – Österreich habe etwa ein ausgezeichnetes berufsbildendes Schulwesen – wesentlich von anderen Ländern unterscheiden. Auch der Wechsel von einer Schulform der Sekundarstufe 1 in die Oberstufe verlaufe in Österreich zu einem anderen Zeitpunkt als international üblich. “Da passt also bei den Rahmenbedingungen einiges nicht ganz zusammen”, so Lucyshyn.
(APA)