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1.600 Junglehrer protestierten in Wien und Graz

Regierung will Gesetz am Dienstag "durchwinken"
Regierung will Gesetz am Dienstag "durchwinken"
Bei eisigen Temperaturen sind am Montagabend in Wien rund 1.100 Junglehrer dem Aufruf der "Initiative für ein faires LehrerInnendienstrecht" gefolgt und gegen das neue Lehrerdienstrechts auf die Straße gegangen. Bei einer Kundgebung in Graz haben bereits am Nachmittag 500 Personen (jeweils Polizeiangabe) gegen die Reform protestiert, die am Dienstag im Nationalrat beschlossen werden soll.


Mehr Unterrichtsstunden bedeuteten weniger Zeit für die Schüler und damit weniger Qualität, kritisierte eine Rednerin bei der Demo in Wien. Mit Trillerpfeifen, Ratschen und Topfgeklapper wanderte der Protestzug vom Hauptgebäude der Uni unter den verwirrten Blicken der Besucher des Christkindlmarkts auf der Freyung zum Stadtschulrat und danach weiter zu Unterrichtsministerium und Parlament.

Auf Transparenten wetterten die Demonstranten gegen “Sparen auf Kosten der Begabten in diesem Land” und forderten “Bildungsqualität statt Sparpaket”. “Bei den Banken wart ihr fix, für die Bildung tut ihr nix” und “Wer bei der Bildung spart, der will einen Deppen-Staat”, unterstellten sie der Politik.

Der Protestmarsch der “Initiative für eine qualitätsvolle Bildung für Alle” in Graz führte wie jener in Wien teilweise zu Verkehrsbehinderungen. Grazer Demo-Teilnehmer sprachen von einer “Mogelpackung”: “Mit dem neuen Dienstrecht haben wir de facto weniger Zeit für die Schüler. Das ist kein Bildungspaket, sondern ein Sparpaket”, meinte eine Demonstrantin.

Eine andere Lehrerin wiederum fand, dass das neue Dienstrecht vor allem zulasten der jungen Lehrer ginge, die jetzt noch in der Ausbildung seien. Die Reform gilt verpflichtend ab dem Schuljahr 2019/20, davor können Junglehrer zwischen bestehendem und neuem Dienstrecht wählen.

Laut neuem Dienstrecht, das gegen den Widerstand der Gewerkschaft beschlossen werden soll, müssen Lehrer anstelle von derzeit (je nach Fach und Schultyp) 17 bis 22 Wochenstunden künftig generell 24 Stunden unterrichten. Ausnahmen: Klassenvorstände (und damit praktisch alle Volksschullehrer), Mentoren bzw. Kustoden und Beratungslehrer können sich insgesamt bis zu zwei Stunden sparen, müssen also nur 22 Stunden in der Klasse stehen.

Lehrer der Sekundarstufe 2 (v.a. AHS-Oberstufe, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS), die Schularbeitsfächer unterrichten, müssen zusätzlich um bis zu zwei Stunden kürzer unterrichten. Weitere Eckpunkte der Reform: Höhere Anfangsgehälter samt einer späteren Verflachung der Gehaltskurve, neue Regeln für Zulagen, verpflichtende Fortbildung für alle Lehrer außerhalb der Unterrichtszeit, eine Neugestaltung des Berufseinstiegs sowie ein Ende der Pragmatisierung.

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