Als vor 21 Jahren der Atomreaktor in Tschernobyl in die Luft flog, konnte man nur düster erahnen, welche Spätfolgen die Katastrophe für die Bevölkerung im näheren Umkreis haben würde. Seitdem haben sich die Krebsfälle massiv gehäuft, auch bei der jüngsten Generation treten gefährliche Erkrankungen massiv auf. Um ihren Heilungsprozess zu unterstützen, holt die Umweltorganisation Global 2000 seit elf Jahren Kinder zum Erholungsurlaub nach Österreich. Heute, Dienstag, wurde der tausendste kleine Gast in Wien begrüßt.
Die Schicksale der Tschernobyl-Kinder sind meist bitter. Diana Razdzhoy, eine zwölfjährige Ukrainerin, ist keine Ausnahme: Bei ihr wurde im Vorjahr eine seltene Art der Leukämie festgestellt. Eine Knochenmarkspende kam für das Einzelkind zunächst nicht in Frage, da in der Ukraine solche Transplantationen nur von Geschwistern erlaubt sind. Als die Mutter schließlich noch einmal schwanger wurde, stellte sich heraus, dass es sich um eine Bauchhöhlenschwangerschaft handelte, die sie nur mit knapper Not überlebte.
Diana brauchte Medikamente im Wert von insgesamt 18.000 Euro, was für eine ukrainische Familie eine utopische Summe darstellt. Erst durch massive Lobbyingtätigkeit bei einem Pharmakonzern und österreichischen Spenden konnte dies sichergestellt werden.
Diana ist das nunmehr tausendste Kind, das von Global 2000 nach Österreich geholt wurde. Sie wurde zu Mittag von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) empfangen. Auch Mama Gertrude Gusenbauer engagiert sich in Ybbs für die kranken Kinder. Die verpassten ihr gleich einen weiteren Namen: Sie nennen mich Babuschka, also Oma, erklärte sie am Rande eines Pressegesprächs.
Unterstützt werden die Kinder auch in ihrer Heimat: So wurde eine Leukämiestation und ein Waisenhaus in der Ukraine auf Vordermann gebracht.