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„Prestige“-Kapitän nach 82 Tagen frei

Knapp drei Monate nach dem Untergang der „Prestige“ vor der Küste Spaniens ist der griechische Kapitän des Unglückstankers aus der Haft entlassen worden.

Sichtlich mitgenommen verließ der 68-jährige Apostolos Mangouras am Freitag mit seiner Anwältin das Gefängnis von Teixeiro bei La Coruna. Äußern wollte er sich nicht.

An der spanischen und der französischen Küste kämpften derweil Hunderte Helfer gegen immer neue Ölfluten aus dem am 19. November im Atlantik gesunkenen Schiff. Inzwischen ist auch die gesamte Küste des Baskenlandes verseucht, darunter die „La-Concha“- Bucht in San Sebastian, einem der schönsten Seebäder Spaniens.

Mangouras, der 82 Tage in Untersuchungshaft saß und dort 68 wurde, kam frei, nachdem die Versicherung des Tankers die Kaution von drei Millionen Euro hinterlegt hatte. Noch nie war in Spanien in einem ähnlichen Fall eine so hohe Summe gefordert worden. Der Kapitän darf Spanien nicht verlassen und muss sich täglich bei der Polizei melden.

Die Regierung macht den Mann für die bisher schwerste Umweltkatastrophe in der Geschichte Spaniens mitverantwortlich und will ihn vor Gericht stellen lassen. Mangouras gibt dagegen Spanien die Schuld. Statt den Tanker aufs offene Meer zu ziehen, hätte er seiner Ansicht nach in einen Hafen gebracht werden müssen, um die fast 80.000 Tonnen Schweröl abzupumpen. Dies meinen auch viele Experten.

Die „schwarze Flut“ erreichte in Spanien auch Küstenabschnitte, die vorerst verschont geblieben waren oder wo erst Anfang der Woche gegen den Widerstand vieler Fischer das Einsammeln von Muscheln wieder erlaubt worden war. Für Empörung sorgte eine Erklärung der Regierung in der am meisten betroffenen Region Galicien: „Die Menschen müssen lernen, mit dem Öl zu leben“, hieß es darin.

An der französischen Atlantikküste lief am Freitag erneut eine Armada von Fischerbooten beider Länder aus, um schon auf hoher See die Ölfluten zu bekämpfen. Im Golf von Gascogne hatten Marineflieger 150 Kilometer vor der Küste Ölfladen-Felder gesichtet, die sich auf etwa 200 Kilometer Länge und 14 Kilometer Breite erstreckten. Nach Angaben der Meerespräfektur in Brest wurden allein von den französischen Fischern rund 160 Tonnen der schmierigen Masse eingesammelt, insgesamt waren es zunächst 3.500 Tonnen.

In den französischen Seebädern Biarritz und Saint-Jean-de-Luz ist unterdessen der Unmut über die geringe Zahl der Helfer gewachsen, die an den beliebten Badestränden täglich mühevoll die angespülten schwarzen Klumpen einsammeln. Die französische Regierung will inzwischen Gefangene im Kampf gegen die Ölpest einsetzen. 76 Häftlinge aus den Gefängnissen im Südwesten des Landes sollen bei den Aufräumarbeiten behilflich sein.

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