„Kein Boden unter den Füßen“
Die Erdstöße waren in den Apenninen zwischen Florenz und Bologna am deutlichsten zu spüren. Tausende Menschen flüchteten nach Medienberichten in Panik auf die Straßen, manche von ihnen stürzten dabei und zogen sich Verletzungen zu. Einige Gebäude wurden schwer beschädigt. Ein bereits baufälliges Haus sei teilweise eingestürzt, zudem hätten fünf Familien ihre Häuser wegen Einsturzgefahr verlassen müssen, hieß es. Viele Häuser wiesen Mauerrisse auf.
„Es fühlte sich so an, als würde einem plötzlich der Boden unter den Füßen fehlen“, berichtete eine Frau aus Monzuno, einem Dorf an der Grenze zwischen den Regionen Emilia-Romagna und Toskana; in dieser Gegend lag das Epizentrum des Bebens. „Es gab einen lauten Knall und die Möbel begannen sich zu bewegen“, sagte eine andere Dorfbewohnerin. Viele verängstigte Menschen kehrten erst am Morgen in ihre Häuser zurück.
Die Erdstöße ereigneten sich nach Angaben des italienischen Instituts für Geophysik am Sonntagabend um 23.43 Uhr. „Wegen des zwölf Kilometer tief liegenden Erdbebenherdes waren die Erdstöße in einem großen Umkreis zu spüren“, sagte der Leiter des Instituts, Enzo Boschi.
Ausläufer des Bebens wurden bis nach Friaul an der Grenze zu Österreich und Slowenien wahrgenommen. Bis Montagvormittag wurden mehr als 40 Nachbeben gemessen. „Die Serie von Nachbeben könnte noch Wochen dauern“, sagte Boschi. Die gesamte Apennin-Halbinsel gilt als eine der am stärksten durch Erdbeben gefährdeten Gebiete Europas.
In den vergangenen Jahrzehnten sind tausende Italiener bei Erdbeben ums Leben gekommen. Die folgenschwersten Beben ereigneten sich zuletzt 1976 in Friaul (1000 Tote) und in Kampanien (2500 Tote).
Am 31. Oktober des Vorjahres hatte ein schweres Erdbeben in der mittelitalienischen Region Molise 30 Menschen das Leben gekostet. Die meisten Todesopfer waren Kinder, die unter den Trümmern einer eingestürzten Volksschule im Ort San Giuliano di Puglia begraben wurden.