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„Ich hasse Saddam“

In der langen Liste aller Verbrechen des irakischen Präsidenten führte US-Präsident George W. Bush am vergangenen Donnerstag vor der UNO noch einen weiteren Punkt an.

In der langen Liste aller Verbrechen des irakischen Präsidenten, vom Mord durch Giftgas an irakischen Kurden, der Unterdrückung der irakischen Bevölkerung bis zur Entwicklung von Massenvernichtungswaffen, führte US-Präsident George W. Bush am vergangenen Donnerstag vor der UNO noch einen weiteren Punkt an: Der irakische Diktator habe 1993 versucht, „einen früheren US-Präsidenten zu ermorden“. Bush Junior bezog sich dabei auf ein gescheitertes Mordkomplott gegen seinen Vater und Vor-Vorgänger im Präsidentenamt, George Bush.

Der Vorfall ereignete sich bei einem Besuch des Ex-US-Präsidenten in Kuwait im April 1993, zwei Jahre nach dem Golfkrieg. Die Truppen der USA und ihrer Verbündeten hatten den Irak unter UNO-Mandat im Februar 1991 aus Kuwait vertrieben. Schon die Anreise Bushs nach Kuwait stand unter keinem guten Stern: Beim Flug mit einer vom Emir entsandten Maschine lösten sich Teile der Tragfläche, die Boeing 747 musste noch in Texas notlanden.

George Bush wurde in Kuwait wegen seiner führende Rolle im Golfkrieg zur Befreiung des Emirats von der irakischen Besetzung triumphal gefeiert. Kurz nach dem Besuch wurde bekannt, dass die kuwaitischen Sicherheitsbehörden mehrere Männer, davon die meisten Iraker, festgenommen und eine große Menge Sprengstoff konfisziert hatten. Die Festgenommenen hätten ein Attentat auf den Ex-Präsidenten geplant.

Die US-Regierung entsandte ein Spezialteam nach Kuwait, um die Hintergründe des Attentatsversuchs näher zu durchleuchten. Der Bericht überzeugte den damaligen US-Präsidenten Bill Clinton, den siegreichen demokratischen Konkurrenten von Bush, dass der Irak den Anschlag in Auftrag gegeben habe. Clinton sprach von unwiderlegbarem Beweismaterial. Die militärische Antwort folgte umgehend: Im Juni 1993 führten US-Streitkräfte einen Angriff mit Marschflugkörpern gegen das Hauptquartier des irakischen Geheimdiensts in Bagdad aus.

Der Irak bestritt offiziell stets, hinter dem Attentatsversuch auf den ehemaligen US-Präsidenten zu stecken. Bei einem Prozess in Kuwait legten die zwei Hauptangeklagten allerdings Geständnisse ab und nannten den irakischen Geheimdienst als Auftraggeber. Einer widerrief später seine Aussage, wonach er für den irakischen Geheimdienst einen Selbstmordanschlag mit Sprengstoffgürtel oder mit einer Autobombe gegen Bush ausführen sollte. Das Oberste Gericht Kuwaits verurteilte im Juni 1994 fünf Iraker und einen Kuwaiti wegen des Mordkomplotts gegen Bush zum Tode.

Bush senior hat die damaligen Ereignisse jedenfalls offenbar ebensowenig vergessen wie sein Sohn. In einem Interview mit dem US-Sender CNN machte er keinen Hehl aus seiner Meinung über Saddam Hussein: „Ich hasse Saddam.“ Als Begründung führte er allerdings nicht das gegen ihn gerichtete Mordkomplott an, sondern das mörderische Vorgehen des Diktators gegen die irakischen Kurden. „Er setzte Giftgas gegen die eigene Bevölkerung ein.“ Der Ex-Präsident rechnet aber offenbar nicht damit, dass sich der irakische Staatschef noch lange halten kann. Saddam Hussein habe viele Probleme, aber „Unsterblichkeit gehört nicht dazu“.

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