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„Haben den größeren Drive“

Stoiber kämpft bis zum Schluss. Vor rund 7.000 begeisterten Anhängern feierte der Kanzlerkandidat der deutschen Union in Berlin das offizielle Ende des Wahlkampfes.

Während der bayerische Ministerpräsident in der Hauptstadt zum letzten Mal versuchte, Wähler für sich zu gewinnen, warb CDU-Chefin Angela Merkel bei der Abschlusskundgebung der CSU in München um Stimmen.

Bundeskanzler Gerhard Schröder habe mit seiner Politik dafür gesorgt, dass es mit Deutschland in den vergangenen vier Jahren bergab gegangen sei, sagte Stoiber unter dem Jubel seiner Fans. Der Pleitenrekord und die Zahl von vier Millionen Arbeitslosen seien die Beweise dafür. „Deshalb ist diese Wahl eine Richtungswahl: weiter abwärts oder endlich wieder aufwärts“. Der Mehltau, der sich wegen der rot-grünen Politik über das Land gelegt habe, müsse endlich weg.

Mit diesen Worten kam Stoiber beim Publikum in der Max-Schmeling-Halle an. Das, was er in den vergangenen Jahren in Bayern erreicht habe, wolle er jetzt für ganz Deutschland umsetzen, sagte der CSU-Chef. Sein Ziel sei es, die Arbeitslosigkeit zu senken. Dazu müssten die Steuern reduziert, die Bürokratie verringert und der Arbeitsmarkt weiter flexibilisiert werden.

Stoiber forderte den Bundeskanzler auf, Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin zu entlassen. „Wer einen amerikanischen Politiker in einer Reihe mit Adolf Hitler nennt, schädigt die politischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten Deutschlands.“ Jeder Tag, an dem diese unsägliche Frau im Amt sei, sei einer zu viel.

Während Stoiber in Berlin nahezu ein Heimspiel absolvierte, drohte die Abschlusskundgebung der CSU in München zunächst ins Wasser zu fallen. Noch kurz bevor Merkel auf dem Marienplatz reden sollte, regnete es in Strömen. Doch pünktlich zu ihrem Auftritt hörte der Regen auf und rund 3.000 Menschen versammelten sich vor der Bühne.

Thema auch hier: Der Streit um die Äußerungen Däubler-Gmelins. Ebenso wie Stoiber forderte Merkel den Rücktritt der Bundesjustizministerin. Schröder „muss diese Frau entlassen, und zwar sofort!“. Zugleich kreidete sie dem SPD-Chef an, dazu beigetragen zu haben, dass sich Däubler-Gmelin „ermuntert fühlte, diesen schamlosen Vergleich zwischen Nazi-Größen und dem US-Präsidenten anzustellen“. Schröder habe einen deutschen Sonderweg eingeschlagen und spiele mit den Sorgen und Ängsten der Menschen, sagte Merkel.

Die Botschaft, die Merkel den Zuhörern zum Abschluss des Wahlkampfes mit auf den Weg gab, lautete: „Noch vier Jahre Rot-Grün – das können wir uns nicht leisten.“ Sie warf Schröder – dem „Genossen der Bosse“ – eine unsoziale Politik vor und versprach Besserung im Falle eines Wahlsieges der Union. CDU und CSU würden „diesen Bürokratiequatsch“ abschaffen und dem Mittelstand ermöglichen, neue Jobs zu schaffen. „Leistung muss sich lohnen. Wer arbeitet, muss mehr haben, als wer nicht arbeitet.“

In Berlin verströmte Stoiber zum Schluss der Veranstaltung noch einmal Siegeszuversicht. „Vor einem Jahr hat niemand mit uns gerechnet“, rief Stoiber dem jubelnden Publikum zu. „Jetzt stehen wir vor einem Foto-Finish.“ Für einen Sieg komme es auf jede Stimme an. „Ich bin sicher, wir werden gewinnen, weil wir den größeren Drive haben.“

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