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„Colorados“ vor erneutem Wahlsieg

Paraguays Regierungspartei Colorados steht nach 49 Amtsjahren, trotz schlechter Wirtschaftsbilanz, vor erneutem Wahlsieg. Patria Querida und Liberale haben kaum Chancen.

Seit fast einem halben Jahrhundert ist Paraguays Colorado-Partei ununterbrochen an der Macht: Die Bilanz ist verheerend, und dennoch wird sie die Präsidentenwahl am kommenden Sonntag (27. April) aller Voraussicht nach wieder gewinnen. Umfragen zufolge kann ihr Kandidat Nicanor Duarte Frutos mit bis zu zwölf Prozentpunkten Vorsprung vor seinem engsten Rivalen rechnen. „Wir werden siegen, weil unsere Partei groß und stark und die Opposition schlecht ist“, sagte der frühere Bildungsminister. „Und nach meiner Regierungszeit wird die Colorado-Partei noch weitere 100 Jahre an der Macht bleiben“, fügt Nicanor, wie ihn in Paraguay alle nennen, ohne Ironie hinzu.

Dabei war der scheidende Colorado-Präsident Luis Gonzalez Macchi selbst nach Ansicht Nicanors eine Katastrophe. Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leben in Armut, die Arbeitslosigkeit wird auf 25 Prozent geschätzt, die Wirtschaft schrumpfte vergangenes Jahr um 4,4 Prozent und der aufgeblasene Staatsapparat verschlingt allein für die Gehälter 130 Prozent der Steuereinnahmen. „Wir werden die Wirtschaft ankurbeln und die Steuereinnahmen erhöhen, aber niemanden entlassen“, verspricht Nicanor. Er muss die öffentlichen Angestellten schonen, denn sie könnten sonst doch noch zur Opposition überlaufen.

Der Opposition aber ist es unterdessen wieder nicht gelungen, sich zusammenzuraufen und so einen Regierungswechsel zu erzwingen. Rein rechnerisch würde es allemal reichen. Der Finanzunternehmer Pedro Fadul mit seiner erst ein Jahr alten, katholisch-konservativen Bewegung „Patria Querida“ (Geliebtes Vaterland) liegt bei knapp 24 Prozent und Yoyito Franco von der 115 Jahre alten Liberalen Partei sagen die Umfragen 22 Prozent der Stimmen voraus.

Das Angebot Francos, per Umfrage zu ermitteln, wer als gemeinsamer Kandidat der Opposition antreten solle, lehnte Fadul jedoch kurz vor der Wahl ab. „Unsere Bewegung ist stark und hat schon viele Colorados und Liberale angezogen. Wir werden sowieso gewinnen“, gibt sich Fadul zuversichtlich. Viele der 2,3 Millionen Wahlberechtigten würden am Wahltag „Patria Querida“ wählen, hofft der drahtige Mann mit dem Charme eines Musterschülers.

Der alternative Nobelpreisträger Martin Almara macht sich jedoch keine großen Hoffnungen. „Die Demokratie Paraguays ist nur eine Fassade, denn keiner schert sich um die Verfassung“, klagt der schmächtige Mann, der während der Diktatur von Alfredo Stroessner im Gefängnis gefoltert wurde. Die Polizei sei so schlimm wie früher, die Justiz parteiisch und alles, sogar ein Parlamentssitz, käuflich. „Hier wird Demokratie mit Korruption verwechselt“, zürnt der alte Mann. Wenn auch die nächste Colorado-Regierung keine Besserung bringe, drohe ein Rückfall in die Diktatur.

Als starker Mann hält sich schon der Putsch-General Lino Oviedo im brasilianischen Exil bereit. Vorerst aber setzen die seit 49 Jahren regierenden Colorados darauf, dass alles beim Alten bleibt und ihr Kandidat am Sonntag die für einen Sieg notwendige einfache Mehrheit erhält. „Die Bindung unserer Wähler an die Partei ist quasi religiös“, sagt Nicanor. Ein Parteimitglied auf der Straße in Asuncion äußert sich weniger pathetisch: „Das ist wie bei einem Fußballclub. Den verlässt man ja auch nicht, nur weil er mal schlecht spielt.“

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