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„Big Brother“ in Ungarn

Sex und Nacktszenen bis zum Abwinken Am 1. September gestartete Sendung sorgt bereits für Skandale - Bewohner bezeichnete Ex-Premier Orban als „Faschisten“

Die ungarische Version der international bekannten Realityshow „Big Brother“ stellt anscheinend alles Bisherige in den Schatten. Dauernd nackt herumlaufende Frauen, einander küssende Bewohnerinnen, Masturbation (unter der Bettdecke) und Sex vor der Kamera (ohne Bettdecke) – das alles ist schon da gewesen, obwohl die Sendung erst seit 1. September läuft.

Außerdem wurden die Kameras in den Duschen nicht nur über Kopf installiert, wie etwa in der deutschen Version, sondern es gibt detaillierte Nahaufnahmen von den duschenden Bewohnern. All das ist auch auf der Website der Sendung Big Brother zu sehen.

Für einen echten Skandal in Ungarn hat jedoch nicht so sehr die Freizügigkeit der Containerbewohner gesorgt, sondern die Aussagen eines Bewohners namens „Pongo“ am vergangenen Sonntag. Dieser hatte laut der ungarischen Internetzeitung „Index“ in der im Internet über Livestream zu empfangenden Version der Sendung über den ehemaligen konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orban gemeint: Wenn dieser im Zweiten Weltkrieg Premier gewesen wäre, wäre „nicht nur ein Teil“ der ungarischen Juden, sondern „alle deportiert worden“. Danach bezeichnete er Orban als „latenten Faschisten“.

Weiters soll laut „Pongo“ der Ex-Premier von der Herkunft her Roma sein, jedoch nicht dazu stehen. Orbans Partei, der Bund junger Demokraten (Fidesz) plant laut Bericht von „Index“, rechtliche Schritte gegen „Big Brother“ einzuleiten. Die Redaktion der Sendung hat sich von den Aussagen des Teilnehmers distanziert und diese auch nicht im Fernsehen gesendet.

Das in Österreich vor allem durch die deutsche Version des Senders RTL II und durch den ORF-Ableger „Taxi Orange“ bekannt gewordene Format, in dem eine Gruppe von Menschen für einige Wochen gemeinsam in eine Wohnung gesperrt und dort 24 Stunden am Tag mit Kameras beobachtet wird, hat Ungarn erst etwas verspätet erreicht. Dafür ist der Erfolg groß.

Der Privatsender TV2, vor wenigen Jahren noch größter Fernsehsender in Ungarn, braucht die Zuschauer auch dringend: Er ist laut Medienberichten in argen finanziellen Turbulenzen. Mehrere bekannte Stars des Senders wurden weggeschickt, populäre Shows eingestellt, weil sie eine „zu alte“ Zuschauerschicht ansprachen. Mit „Big Brother“ will TV2 nun die Jungen vor die Fernsehgeräte locken.

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