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“ÖVP-Vordenker“ für längere Arbeitszeiten

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Wirtschaftsberater Raidl ist für Grasser-Vorschlag zu Feiertagen - Felderer, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS): Mehr Arbeitsstunden „kein Tabu“ - Flexibilisierung vorrangig.

Claus Raidl, Wirtschaftsberater der ÖVP, hat sich am Donnerstag zustimmend zum Vorschlag Finanzminister Karl-Heinz Grassers geäußert, zwei Donnerstag-Feiertage zu streichen bzw. diese – in Absprache mit der katholischen Kirche – um einen Tag auf den Freitag zu verschieben. Obwohl sich dadurch faktisch keine Verlängerung der Arbeitszeit ergeben würde, würde dies der Wirtschaft schon helfen“, meinte der Chef der Edelstahlschmiede Böhler-Uddeholm anlässlich einer Pressekonferenz eines wirtschaftspolitischen Think Tanks der ÖVP. Raidl sprach sich für eine weitere Flexibilisierung sowie eine Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich aus, die seiner Meinung nach die Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Wirtschaft verbessern und mehr Arbeitsplätze bringen würde.

Raidl will beim Beirat für Wirtschafts- und Sozialfragen eine Studie darüber in Auftrag geben, die die Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzungen der vergangenen Jahrzehnte auf den Arbeitsmarkt thematisieren soll: Die These, dass weniger Arbeitszeit auch weniger Arbeitslose zur Folge habe, sei nicht nur durch die Beispiele Deutschland und Frankreich längst widerlegt, meinte Raidl sinngemäß.

Flexibilität in der Arbeitswelt

Die von der ÖVP eingesetzte Experten-Arbeitsgruppe zum Thema Arbeit (Vorsitzender: Martin Bartenstein) wird sich im kommenden Jahr dem Thema „Flexibilität in der Arbeitswelt“ widmen. Die dabei erarbeiteten Expertenvorschläge sollen dann der Bundesregierung vorgelegt werden, die sie dann nach eigener Maßgabe verwendet.

Das Thema längere Arbeitszeit ist dabei für Arbeitsgruppen-Teilnehmer Bernhard Felderer, dem Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), „kein Tabu“, aber die „ultima ratio, weil es Instrumente gibt, die kurzfristiger wirken.“ Eine Verlängerung der Arbeitszeit (ohne Lohnausgleich) werde von vielen Unternehmen angemahnt, mit dem klaren Ziel, die Anlagen besser auszulasten und mehr Aufträge übernehmen zu können. Für ihn habe aber die Flexibilisierungsdebatte „Priorität“.

Tages-Normalarbeitszeit von zehn auf elf Stunden

Raidl plädierte dafür, den Durchrechnungszeitraum für die Arbeitszeiten, der heute in vielen Branchen bei bereits 52 Wochen, also einem Jahr liegt, massiv auszuweiten – etwa auf zwei Jahre. Die Tages-Normalarbeitszeit (die für die Berechnung der Überstunden wesentlich ist) solle von zehn auf elf Stunden erhöht werden. Darüber hinaus plädierten Raidl und Felderer für eine stärkere Verlagerung der Entscheidungen über die Arbeitszeit auf die Ebene der Einzelbetriebe. Er wolle mit seinen Vorschlägen aber „nicht die Gewerkschaft schwächen, sondern der Volkswirtschaft helfen“, beteuerte Raidl. Ausgangspunkt der Überlegungen der ÖVP-Wirtschaftsvordenker ist die Wachstumsschwäche in Europa sowie der gegenüber den USA nur geringe Produktivitätsfortschritt.

Josef Christl, Direktor der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), der ebenfalls an der Arbeitsgruppe der ÖVP teilnimmt, sagte, für ihn sei die Frage der Feiertage „nicht vorrangig“. Sehr wohl aber gehe es um mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt, die auch „mehr Wahlfreiheit“ für den Arbeitnehmer bedeute.

Redaktion: Christian Wata

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