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„SPÖ soll sich nicht täuschen“

ÖVP-Chef Pröll sieht sich als „geläuterten Großkoalitionär“: Rot-Schwarz sei nicht fix.

VN: Herr Minister, ist die Ära Schüssel vorbei?

Pröll: Diese Frage werde ich mit Wolfgang Schüssel und den Abgeordneten beraten. Am 27. Oktober wird dann jedenfalls die Entscheidung fallen, wer der nächste Klubobmann oder die nächste Klubobfrau sein wird.

VN: Wird Karlheinz Kopf neuer Klubobmann?

Karlheinz Kopf zählt zu denen, mit denen ich eine sehr enge politische und persönliche Freundschaft habe. Ich will Schritt für Schritt vorgehen.

VN: Was werden Sie anders machen als Wilhelm Molterer?

Wilhelm Molterer hat als Finanzminister exzellente Arbeit gemacht. Ich habe mir ein Ziel gesetzt: Ich will einen Neubeginn, aber keine Gräben aufreißen und alles wegwischen, was einmal war; ich will vielmehr eine logische Weiterentwicklung organisieren.

VN: Sie werden mit einem „offenen Geist“ in Verbindung gebracht. Stichwort „Homo-Ehe“. Tut man Ihnen Unrecht damit?

Ich bin durchaus einer, der durch seine bäuerliche Herkunft ein sehr solides Wertefundament hat; der aber auch akzeptiert, dass es andere Lebenswelten gibt und man Antworten dafür finden muss, wenn man als Partei siegen will. Allerdings: Am Partnerschaftsvertrag für Gleichgeschlechtliche wird sich der Erfolg der ÖVP nicht messen; das ist eines der kleinsten Prob­leme, die wir vor uns haben.

VN: Ihre Bestellung gilt als Signal für eine Große Koalition. Auch SPÖ-Chef Werner Faymann war erleichtert.

Werner Faymann soll sich nicht täuschen.

VN: Das heißt?

Ich mache keine Festlegung auf irgendeine Option. Der Parteivorstand hat mir völlig freie Hand gelassen in der Entscheidung, ob wir in die Opposition oder eine Koalition gehen. Ja, ich war ein Großkoalitionär. Aber ich bin eines Besseren belehrt worden in den vergangenen 18 Monaten, ich bin enttäuscht. Ich bin ein geläuterter Großkoalitionär.

VN: Was sind die Alternativen zur Großen Koalition?

Die FPÖ haben Sie ja selbst in den „Hooligan-Sektor“ gestellt. Ich weiß ja nicht, wer von denen nach den laufenden Debatten noch wiederzufinden sein wird. Es ist eine rechnerische Möglichkeit. Aber es ist faktisch so, dass beide Herren, Strache und Haider, offensichtlich nicht einmal miteinander auf einen Kaffee gehen können. Wie sollen sie dann in einer Regierung gemeinsam etwas für Österreich leisten?

VN: Können Sie die drei Optionen bewerten?

Es gibt in der ÖVP ungefähr gleich viel Zustimmung für alle Varianten – Opposition oder die Koalitionsvarianten. VN: Haben Sie Bedingungen für eine Große Koalition? Derartige Dinge richte ich nicht über die Medien aus. Ich will mit neuem Stil agieren.

VN: Wo soll die ÖVP 2013 stehen, wenn spätestens wieder gewählt wird?

Mein Ziel ist, dass wir stark zulegen und wieder die Nummer eins sein können. Dazu müssen wir das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen.

VN: Ihre Parteifreunde in Vorarlberg sorgen sich nach diesem Sonntag um die Landtagswahl 2009. Niederösterreich hat heuer gezeigt: Landeswahlen sind Landeswahlen, Bundeswahlen sind Bundeswahlen – das Eine kann man nicht mit dem Anderen vergleichen.

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