AA

„Ich war sehr froh, als ich verhaftet wurde“

Symbolfoto
Symbolfoto
BSE-Krise und Probleme in der Ehe setzten 36-jährigen Wiener finanziel zu - Von Zeitungsmedlungen inspiriert zuerst Bank in Wien und dann in Deutschland überfallen - Insgesamt fünfeinhalb Jahre Haft - Danach will der Unternehmer neues Leben anfangen.

Insgesamt fünfeinhalb Jahre Haft muss ein 36-Jähriger Wiener für zwei Banküberfälle verbüßen. Infolge der BSE-Krise war es mit seiner Firma bergab gegangen. Schon sein Großvater hatte mit Tierhäuten, speziell denen von Rindern gehandelt. Darüber hinaus kriselte es schon länger in seiner Ehe. „Ich konnte auch da eigentlich immer weniger meine Aufgaben erfüllen“, erzählte der gescheiterte Unternehmer am Dienstag einem Wiener Schwurgericht.

„Ich bin fast eineinhalb Jahre durch eine Gasse gegangen, wo ich weder links noch rechts weiter gewusst habe“, meinte der Vater von drei halbwüchsigen Kindern. Die Schulden waren zuletzt so groß, „dass mir ein Lieferant nicht nur mit rechtlichen Schritten gedroht hat“. Als auch noch ein Scheck platzte und die Bank einen Kredit fällig stellte, drehte der 36-Jährige den Spieß um.

Am 22. Mai 2003 marschierte er mit einer Signalpistole in eine „Erste“-Filiale in Wien-Donaustadt und verlangte „Alles Geld her!“ Zuvor hatte er sich mit einem Vollvisierhelm maskiert. „In einer Zeitung war ein Artikel über eine Bankraub-Serie. Von Sturzhelm und Signalpistole war da die Rede. Über das bin ich auf die Idee gekommen, das so zu lösen, das Problem“, offenbarte der Räuber.

Der erst 17 Jahre alte Kassa-Angestellte händigte ihm 45.200 Euro aus, wobei ihm eine Kollegin behilflich sein musste. Der Schrecken saß dem jungen Burschen so tief in den Knochen, dass er kaum handlungsfähig war.

Viereinhalb Jahren für Coup in Deutschalnd

Mit der Beute bezahlte der Täter den Furcht einflößenden Lieferanten, setzte sich ins Auto, fuhr nach Deutschland und überfiel die nächste Bank. Dieser Coup verlief weniger erfolgreich, der Räuber wurde unweit des Instituts festgenommen, in Deutschland vor Gericht gestellt, zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt und danach nach Österreich abgeschoben, wo er nun den nächsten Prozess bekam.

„Warum sind Sie nach Deutschland gefahren? Österreich hat doch schöne Banken“, fragte sich Richterin Eva-Maria Seidl. „Ich war sehr froh, als ich verhaftet wurde“, antwortete der Mann ausweichend, „auch 100.000 Euro hätten gar nicht mehr das Problem gestillt. Ich hätte noch sieben, acht, zehn Banken gebraucht. Die Lösung ist das auch nicht gerade.“

Für den Überfall auf das Wiener Institut verhängte das Gericht eine Zusatzstrafe von einem Jahr, so dass der 36-Jährige noch bis 2008 in der Justizanstalt Hirtenberg bleiben muss, sollte er nicht vorzeitig bedingt entlassen werden.

Fernstudium soll zu Neustart verhelfen

Besonders geknickt wirkte der Mann nicht. Im Gegenteil: „Die Zukunft ist für mich derzeit deutlich besser wie sie vor zwei Jahren war. Die Scheidung ist vollzogen. Wenn ich sie vor fünf, sechs Jahren gemacht hätte, wär’s gar nicht so weit gekommen.“ In der Haft habe er ein Fernstudium begonnen. „Dann mach ich den Privatkonkurs. Und danach möchte ich das neue Leben beginnen“, zeigte er sich zuversichtlich

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • „Ich war sehr froh, als ich verhaftet wurde“
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen