sterreich und Liechtenstein schöpfen in ihren Beziehungen Kraft nicht nur aus der gemeinsamen Geschichte, sondern vor allem aus der täglich gelebten und erlebten guten Nachbarschaft, sagte Klestil in seiner Tischrede.
“Verantwortung für Europa”
Der Bundespräsident würdigte das Fürstentum, das die Herausforderung einer neuen Rolle als souveräner Kleinstaat angenommen und sich ein viel beachtete außenpolitisches Profil erarbeitet hat. Heute seien die beiden Staaten nicht nur durch Nähe, Sprache und Kultur verbunden, sondern auch durch Verantwortung für Europa. Österreich habe sich stets für zügige und faire Verhandlungen der EU mit Liechtenstein analog zur Schweiz eingesetzt.
Klestil drückte im Besonderen seine Freude über die Liechtensteinschen Kunstsammlungen aus: Die Heimkehr dieser Kunstschätze am Vorabend der historischen Erweiterung der Europäischen Union empfinde er als ein Symbol für die europäische Wiedervereinigung an einem Ort im Herzen Europas.
Blaues Blut wohin man schaut
Dass er persönlich sich in Wien heimisch fühle, betonte der Fürst in seiner Replik. Er erinnerte an seine Kindheit, als er die Gymnasial-Unterstufe in Wien absolvierte, und an die österreichische Abstammung seiner Frau, einer gebürtigen Gräfin Kinsky. En famille durfte sich Fürst Hans-Adam auch in der Hofburg fühlen – Mitglieder der Familien Liechtenstein (wie der in Wien studierende Sohn Constantin) und Kinsky saßen an der Festtafel, die Adelshäuser Schwarzenberg, Hohenberg und Esterhazy waren ebenfalls vertreten.
Die Liste der Festgäste umfasste Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und zahlreiche Mitglieder der Bundesregierung, unter ihnen die Minister Hubert Gorbach, Herbert Haupt, Maria Rauch-Kallat und Dieter Böhmdorfer, ferner die Nationalratspräsidenten Andreas Khol und Heinz Fischer; auf Seiten Liechtensteins Regierungschef Otmar Hasler und Außenminister Ernst Walch. Altbundespräsident Kurt Waldheim und Alt-Vizekanzler Alois Mock waren ebenfalls zugegen, ferner der Apostolische Nuntius Georg Zur und Bischof Egon Kapellari.
Im Zeremoniensaal erklangen wienerische Töne, die tiefblau-roten Blumengestecke auf der Tafel waren eine Hommage an die Nationalfarben der Staatsgäste aus Vaduz. Bei Mozart, Schubert, Strauß und Schrammel delektierten sich die Gäste an Gänseleberparfait mit Steinpilzen, Petersilien-Schaumcremesuppe, Kalbsrückenfilet mit Pignolireis und Weintraubenstrudel.
Redaktion: Claus Kramsl