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„Das Bummerl haben wir“

Ivanov &copy APA
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Neue Hintergründe zur aufsehenerregenden Flucht des russischen Geldfälscher-Boss Ivanov - Justizministerium: „eine Qualität an Kriminalität, die wir in Österreich seit Menschengedenken nicht mehr gehabt haben“.

„Das Bummerl haben wir. Daran gibt’s nichts herum zu deuten“, kommentierte Karl Drexler, leitender Staatsanwalt im Justizministerium, am Donnerstagnachmittag die Flucht des mutmaßlichen Geldfälschers Ivan Ivanov aus der Justizanstalt Josefstadt. Dabei handle es sich um „eine Qualität an Kriminalität, die wir in Österreich seit Menschengedenken nicht mehr gehabt haben“, konzedierte Drexler.

“Anwalt” brachte Garderobe

Das Ministerium geht davon aus, dass sich der Fall folgendermaßen abgespielt haben könnte: Der „falsche“ Anwalt, der sich als angeblicher Verfahrenshelfer Ivanovs diesen mit einer getürkten Sprechkarte ins Halbgesperre bringen ließ, hatte einen Pilotenkoffer bei sich, in dem sich Gewand für Ivanov befunden haben dürfte. Rund eine Stunde hielten sich die beiden in dem Besprechungszimmer auf, das nicht überwacht wird. Vermutlich zog sich Ivanov dort um, verlieh sich mit Sakko und Krawatte ein seriöses Aussehen.

Der „falsche“ Anwalt bedankte sich noch ausdrücklich bei den Beamten, als er das Gebäude verließ. Entgegen ursprünglicher Meldungen soll sich Ivanov wiederum nicht einer Gruppe von Häftlingen angeschlossen haben, die gerade abgeführt wurde. Viel mehr dürfte er das Besprechungszimmer ganz einfach durch jene Tür verlassen haben, durch die sein „Anwalt“ gekommen war.

Vom “Freifußbereich” auf freiem Fuß

Ivanov gelangte so auf einen Gang und gleich darauf in den so genannten Freifuß-Bereich, in dem sich Anwälte, Richter, Sachverständige oder Angehörige vor bzw. nach Häftlingsvisiten aufhalten.

Ivanov musste nur mehr den an einer Glastür eingerichteten Kontrollpunkt überwinden. Das Ministerium glaubt, dass er einfach so lange zuwartete, bis sich eine größere Gruppe von Personen diesem näherte, sich zwischen diesen durchschlängelte und so nach draußen „schmuggelte“. „Es ist anzunehmen, dass er da eine andere Kleidung getragen hat. Sonst wäre er aufgefallen“, vermutete Drexler.

Sicherheitsmaßnahmen werden erhöht

Das Justizministerium wird umgehend die Sicherheitsmaßnahmen erhöhen und die Kontrollmechanismen bei Häftlingsbesuchen – täglich werden im Wiener Landesgerichtlichen Gefangenenhaus rund 250 so genannte Vorführungen abgewickelt – verschärfen. „Man muss diesen Bereich nachjustieren. Das Umfeld hat sich geändert“, kündigte Drexler „bürokratischere und langwierigere Kontrollen“ an.

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