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Wien-Wahl: Die Hochburgen und Battlegrounds der Parteien

Die entscheidenden Punkte im Wien-Wahlkampf.
Die entscheidenden Punkte im Wien-Wahlkampf. ©APA/Herbert Neubauer
Die Gemeinderatswahl in Wien am 11. Oktober rückt näher, einige Bezirke könnten die Farbe wechseln. Die Hotspots des Urnengangs im Check.
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Als Ausgangslage für die Landtagswahl zeigt die Politlandschaft Wiens Hochburgen und umkämpfte Territorien. Klischee und Realität liegen dabei recht nah beieinander. Grundsätzlich ist Wien immer noch großflächig rot eingefärbt. Wobei in den Innergürtel-Bezirken vor allem die Grünen, in den Flächenbezirken die Blauen der SPÖ Konkurrenz machen. Die ÖVP versucht ihre bürgerlichen Bastionen zu halten.

Koloriert man Wien nach Parteimehrheiten, bleibt auf den ersten Blick außer Rot nicht viel übrig. Mit Ausnahme eines einzigen Bezirks – der Innenstadt – konnte die SPÖ bei der Wien-Wahl 2010 in allen Stadtteilen auf Landesebene die meisten Stimmen erkämpfen. Vor dem letzten Urnengang waren es “nur” 20 Bezirke gewesen. Insofern paradox, als die Sozialdemokraten vor fünf Jahren unterm Strich um 4,75 Prozentpunkte auf 44,34 Prozent abgerutscht waren und die absolute Mandatsmehrheit einbüßten.

Rote Verluste, blaube Gewinne

2010 schafften es die Roten in keinem einzigen Bezirk mehr über die 50-Prozent-Marke. Am besten schnitten sie in der Brigittenau mit 49,61 Prozent ab, gefolgt von Simmering (48,98) und Favoriten (48,79). Rotes Schlusslicht war die Innenstadt mit 31,08 Prozent. Während die SPÖ in den Flächenbezirken verlor, legte die FPÖ genau dort zu. Mit 35,50 Prozent waren die Blauen in Simmering am erfolgreichsten. In Favoriten, Floridsdorf und der Donaustadt kletterte man ebenfalls über die 30-Prozent-Marke. Die geringste Gefolgschaft verbuchten die Freiheitlichen, die wien-weit auf 25,77 Prozent kamen, in Neubau (13,42 Prozent).

Dieser Innenstadtbezirk ist seit längerem Hochburg der Grünen. 29,42 Prozent schaffte die Öko-Partei vor fünf Jahren dort. Wermutstropfen: Den ersten Platz von 2005 musste man 2010 wieder an die SPÖ abgeben. Im von SPÖ und FPÖ umkämpften Simmering blieb wenig Platz für andere: Dort fuhren die Grünen mit nur 5,71 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis ein. Das stadtweite Ergebnis lag bei 12,64 Prozent.

Die ÖVP – die mit 13,99 Prozent ihr historisch schlechtestes Wien-Resultat einfuhr – sorgte 2010 für den einzigen schwarzen Fleck im roten Wien. In der Innenstadt konnte die Volkspartei mit 32,82 Prozent mehr Wähler hinter sich versammeln als die politische Konkurrenz. Die Vormachtstellung in Währing aus 2005 wurde hingegen an die SPÖ verloren. Als schwierigstes Pflaster erwies sich für die ÖVP ebenfalls Simmering: Dort schaffte sie lediglich 7,52 Prozent.

ÖVP stellt derzeit fünf Bezirkschefs

Etwas anders sieht die Ausgangslage im Hinblick auf die Bezirksvertretungswahlen aus, die gleichzeitig mit der Landtagswahl stattfinden. Sie sind insofern sehr relevant, weil sie darüber bestimmen, welche Partei den jeweiligen Bezirksvorsteher stellen darf.

Derzeit werden 17 von 23 Bezirken von der SPÖ regiert. Die ÖVP gibt in fünf Bezirken den Ton an. Die Innenstadt, Hietzing, Währing und Döbling wurden gehalten. Die Wieden ging zwar knapp an die SPÖ verloren, dafür konnten die Schwarzen den Grünen die Josefstadt wieder abluchsen. Die Grünen behielten ihre Bastion Neubau, wo sie mit Thomas Blimlinger – seit 2001 im Amt – den nun wieder einzigen Bezirkschef stellen.

Nach der Wahl könnten aber durchaus wieder einige Bezirke die Farbe wechseln. Denn zumindest im 4. und 8. Bezirk wird es äußerst spannend. In der Josefstadt lagen 2010 die ersten drei Parteien – ÖVP (27,53), Grüne (24,23) und SPÖ (23,46) – nur 4,07 Prozentpunkte auseinander. In Wieden beträgt dieser Unterschied sogar nur 0,09 Prozentpunkte. Hier rittern der rote Amtsinhaber Leopold Plasch mit der derzeitigen grünen Stellvertreterin Barbara Neuroth und ÖVP-Spitzenkandidat Johannes Pasquali in einem Kopf-an-Kopf-Rennen um die künftige Bezirksvorstehung.

Wie wirkt sich der Stenzel-Wechsel aus?

Spannend wird es auch in der Innenstadt. Denn dort muss die ÖVP nach dem überraschenden Wechsel von Noch-Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel ins FPÖ-Lager um den Chefposten zittern. Gegenüber der zweitplatzierten SPÖ haben die Schwarzen derzeit zwar einen bequemen Vorsprung von knapp 15 Prozentpunkten, ob Spitzenkandidat Markus Figl die bürgerlichen City-Bewohner ebenso ansprechen kann wie Stenzel darf aber bezweifelt werden. Außerdem hatten die NEOS bei Nationalrats- und EU-Wahl hier starke Ergebnisse und könnten der Volkspartei nun wichtige Stimmen wegnehmen. Die schon im Bezirksparlament vertretene Liste “Wir im Ersten” richtet sich außerdem eher an das konservative Lager.

Eng könnte es für die ÖVP diesmal auch in den traditionellen Hochburgen Währing und Döbling werden. Im 18. Bezirk landete Bezirksvorsteher Karl Homole zuletzt nur 3,6 Prozentpunkte vor der SPÖ und 4,8 Prozentpunkte vor den Grünen. Parteikollege und Vorsteher-Urgestein Adi Tiller, inzwischen rekordverdächtige 37 Jahre an der Spitze Döblings, muss seinen Bezirk lediglich gegen die Roten verteidigen, die 2010 nur 4,6 Prozentpunkte hinter den Schwarzen zu liegen kamen.

Immer wieder für Gesprächsstoff sorgt die blaue Aufholjagd in den traditionell roten Flächenbezirken. Diese war zwar 2010 unübersehbar, von ihrem ersten Bezirksvorsteher-Posten ist die FPÖ allerdings noch immer ziemlich weit entfernt. Am nächsten kam man der SPÖ in Simmering, wo die Roten allerdings immer noch 49,19 Prozent erreichen konnten, die FPÖ dagegen 34,21. Allerdings: Vor der Wahl lag der Abstand zwischen Rot und Blau in Simmering noch bei über 42 Prozentpunkten. Und die Freiheitlichen landeten auf Bezirkswahlebene zuletzt in mittlerweile elf Bezirken auf Platz zwei.

>> Alle Informationen zur Wien-Wahl 2015 finden Sie in unserem Themen-Special

(APA, Red.)

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