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Stiefvater soll Baby misshandelt haben: Wiener (23) vor Gericht

Bei der Verhandlung in Wien
Bei der Verhandlung in Wien ©APA
Für nicht schuldig hat sich ein 23-jähriger Wiener bekannt, der sich am Donnerstag im Straflandesgericht wegen der absichtlich schweren Körperverletzung seines Stiefsohnes verantworten musste. "Ich schlage keine Frauen, genauso wenig wie Kinder" so der Mann. Das Kleinkind war mit Knochenbrüchen im SMZ Ost gelandet.
Stiefvater vor Gericht
Im Gerichtssaal
Prozess steht bevor
Ermittlungen laufen
Festnahme nach Vorfall
Kleinkind landet im Spital

Der Bub war im Oktober mit zahlreichen Knochenbrüchen ins SMZ Ost eingeliefert worden.

Baby in Wien-Simmering misshandelt

Die Verletzungen waren zutage gekommen, nachdem die Mutter mit dem Kind ihren Hausarzt aufgesucht hatte, weil der Kleine nicht mehr krabbelte. Der Arzt veranlasste umgehend die Überstellung ins Krankenhaus, wo insgesamt neun Frakturen – an beiden Armen, an einem Fuß, an den Rippen und dem Schlüsselbein – festgestellt wurden.

Einige Verletzungen waren mehrere Wochen alt, sodass aus Sicht der Staatsanwaltschaft davon auszugehen ist, dass das Baby über einen längeren Zeitraum misshandelt wurde.

Weitere Verdächtige kommen infrage

“Mein Mandant hat damit nichts zu tun”, sagte sein Verteidiger Roland Friis. Der junge Mann, der die Mutter des Kindes im Frühjahr 2013 kennengelernt hatte und kurze Zeit später bei ihr eingezogen war, komme nicht als einziger möglicher Täter infrage.

In der Wohnung in Wien-Simmering hätte ein großer Familienverband gelebt, darunter auch Brüder der 21-jährigen Frau.

Kleinkind erlitt Knochenbrüche: Anklage wegen Körperverletzung

Friis will vor Gericht beweisen, dass sein Mandant in den von Gutachter Christian Reiter festgestellten Tatzeiträumen nicht mit dem Kind alleine war. Das sollen u.a. Ergebnisse einer telefonischen Rufdatenerfassung beweisen.

Der 23-Jährige war wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung angeklagt, nicht wegen versuchten Mordes, weshalb der Verdächtige zunächst in U-Haft genommen worden war. Mit einem Urteil wird am Nachmittag gerechnet.

“Mir ist nichts aufgefallen”

Der 23-jährige Angeklagte konnte sich im weiteren Prozessverlauf nicht erklären, wie die Verletzungen des damals knapp 13 Monaten alten Kindes zustande gekommen sind. “Mir ist nichts aufgefallen.” Er habe das Baby gefüttert, gewickelt und gebadet, sagte er vor Einzelrichter Wolfgang Ettl. Und er habe von Anfang an eine gute Beziehung zu dem Buben aufbauen können.

Laut Angaben der Kindesmutter und deren Familie hätte der junge Mann jedoch im September 2013, kurz vor dem möglichen Tatzeitraum, eine Wesensveränderung an den Tag gelegt. Zu diesem Zeitpunkt hat die junge Frau dem 23-Jährigen eröffnet, von ihm schwanger zu sein. “Ab dem Zeitpunkt ging es bergab”, so die 21-Jährige im Zeugenstand. Sie hätte ihm gesagt, dass sich nun was ändern müsse, “dass es jetzt ernst wird”.

Bub wollte nicht mehr krabbeln

Anfang Oktober 2013 sei der kleine Bub immer ruhiger geworden, hätte sich kaum mehr bewegt und begann, sich vor dem 23-jährigen Freund zu fürchten. “Er ist sonst ein sehr aktives Kind”, sagte die 21-Jährige. Obwohl der Kleine schon erste Gehversuche gestartet hatte, blieb er plötzlich vermehrt liegen, auch krabbeln wollte der Bub nicht mehr. Als die 21-Jährige mit ihm zum Arzt ging, wurde sie zunächst noch vertröstet, dass das Kind gerade Zähne bekommt. “Ich soll mir keine Sorgen machen”, sagte die junge Frau.

Am nächsten Tag waren plötzlich der linke Fuß und die linke Hand angeschwollen. Der Kinderarzt überwies den Buben sofort ins Spital zum Röntgen. Dort wurden die multiplen Brüche festgestellt.

Arzt schöpfte Verdacht

“Der Herr Doktor hat es gleich ausgesprochen”, schluchzte die Kindesmutter. “Und was”, fragte Richter Wolfgang Etl und die Zeugin brach in Tränen aus. “Dass sehr viel gebrochen ist beim Kleinen, und wie das sein kann und dass er von wem gehauen worden ist.”

Die 21-Jährige: “Dann war alles klar, warum der Kleine bei ihm (den Angeklagten, Anm.) so komisch war.” Die junge Frau hatte zuvor noch gedacht, ihr Sohn würde jetzt zum fremdeln beginnen. “Ich habe gleich ihn beschuldigt”, sagte die 21-Jährige. “Weil bei mir ist nichts passiert, bei meiner Mama ist nichts passiert, da bleibt er als einziger übrig.”

So geht es dem Kind heute

Nach 13 Tagen in stationären Behandlung, beide Beine und beide Hände in Gips, durfte das Kind das SMZ Ost verlassen. “Danach waren wir eine Zeit lang im Mutter-Kind-Heim untergebracht”, sagte die junge Frau. Körperlich dürfte der Bub die Misshandlungen gut überstanden haben.

Seit November 2013, also ein Monat nach den erlittenen Verletzungen, begann das Kind zu laufen. “Doch wenn sich seine Cousins laut streiten, dann schreckt er zusammen und in der Nacht schreit er manchmal laut auf”, berichtete die Kindesmutter, die sich im Namen ihres Kindes mit Schadenersatzansprüchen dem Verfahren angeschlossen hat.

(apa/red)

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